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IMPFEN IST NICHT VEGAN!

Ansage der veganen Veteranin und Mutter des Tierrechts an die Niederbronner Schwestern des Veganertums

Tierversuche, Kuhblut, Schweineknochen, Embryos – Gläubige und der Coronaimpfstoff. Und was machen die Veganer?

Das ist alles nicht einfach nur eine Meinung, es ist ein Totalangriff auf Geist, Wurzeln und Integrität der Tierrechtsbewegung. Deshalb musste es benannt und entlarvt werden.

Unter dem Label von Gott hat man Gottes Kinder gefickt.

Teil 1

Als im Dezember letzten Jahres die Vorbereitungen fürs große Durchimpfen gegen Corona losgingen, muckte in Indien prompt die Schar der Gläubigen auf. Hindus, für die Kühe heilige Tiere sind, monierten das fötale Kälberserum, das bei der Herstellung von Impfstoffen generell eingesetzt wird und das lebenden Rinderföten bei vollem Bewusstsein mit einer dicken Kanüle direkt aus dem schlagenden Herzen entnommen wird, nachdem die schwangere Mutter geschlachtet und der Fötus ihrem Bauch entrissen wurde.

Auch die Muslime hatten verstanden, was sie ihrem Glauben schuldig sind. Sunni-Gelehrte warnten vor dem in Indien eingesetzten chinesischen Impfstoff. Dieser enthalte Schweinegelatine und sei damit nach dem Verständnis konsequenter Muslime nicht halal. Die Gelatine dient als Stabilisator, um während der Lagerung und des Transports die Wirksamkeit des Impfstoffes sicherzustellen. Folgerichtig forderten die Gelehrten eine Alternative für Muslime.

Auch hochrangige Vertreter der Christenheit äußerten Bedenken, da zumindest der Impfstoff von Johnson & Johnson in direkter Verbindung mit Zelllinien stehen soll, die von abgetriebenen Menschenföten stammen. Bischöfe in Australien und den Vereinigten Staaten forderten deshalb, einen „ethisch unumstrittenen“ Impfstoff verfügbar zu machen.

Und was bietet die vegane Community diesbezüglich? Hält sie die Werte der veganen Idee hoch und fordert folgerichtig vegane Impfstoffe für Veganer, nachdem für alle erhältlichen Impfstoffe über Leichenberge gegangen wurde und wird, sowohl bei den experimentellen Folterungen und Ermordungen – beschönigend Tierversuche genannt – als auch bei der reinen Produktion des Impfstoffes an sich?

Covid19 ist kein Grund für Folter und Mord  25. April 2020

TIERVERSUCHE – Die Preisgabe unserer Werte  28. April 2020

Leider nein. Das ist offenbar zu viel verlangt für die mittlerweile geistig bis ins Mark verrottete Szene. Deren Parvenüs – die unter den bereits erste Fragen aufwerfenden Labels wie „Vegan ist ungesund“ oder „Der Graslutscher“, aber auch unter Privatnamen fungieren – praktizieren durchweg den Verrat: Im lauen Windhauch des proveganen Zeitgeistes der vergangenen zehn bis 15 Jahre hatten sie es zu einer gewissen Bekanntheit gebracht und dabei die Deutungshoheit für vegan beansprucht. Die eigene Eitelkeit macht es überaus verführerisch, sich ein größeres Publikum damit zu erkaufen, dass man das geistige Niveau dieser einst großen Idee herunterstutzt auf die bescheidenen Gefilde praktischer Vernunft und opportunistischer Herdenmoral. Der englische Schriftsteller und einer der führenden Intellektuellen seiner Zeit, Aldous Huxley, hat es auf den Punkt gebracht: Wer so tut, als bringe er die Menschen zum Nachdenken, den lieben sie. Wer sie wirklich zum Nachdenken bringt, den hassen sie. Und er war nicht der erste, der diese Dynamik durchschaut hat, schon Platon warnte uns im Höhlengleichnis davor, was dem blüht, der den Ahnungslosen von der Sonne erzählt. Und hat man diese endlich von den Ketten befreit und aus der Höhle geführt, starren sie voller Begeisterung in die Pfützen und halten das sich spiegelnde eigene Antlitz für die Sonne, über die man ihnen in der Höhle erzählt hatte. Vor diesem, in unserer Gesellschaft überall greifenden, Muster entwickelten die ironisch gewählten Labels der Protagonisten eine tragische Eigendynamik wie eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Es ist allerhöchste Zeit für ein Widerwort gegen diese Entwicklung, die nicht neu ist, aber in diesem einen Coronajahr außerordentlich an Fahrt aufgenommen hat.

Corona treibt prominenten Tierversuchsgegner zum Sakrileg

Das Versagen der Community, unseren Werten auch unter Coronaeinfluss treu zu bleiben, begann fast auf den Tag genau vor einem Jahr mit einer überaus irritierenden Äußerung des bekannte Tierversuchsgegners und Totfilmers Friedrich Mülln in einem Presseinterview zum Thema Tierversuche und Corona. Zitat aus der Hamburger Morgenpost vom 21.4.2020 im Artikel „Umstrittene Tierversuche für Corona – Impfstoffe unverzichtbar“: „[…] Zu den Protesten hatte die Soko Tierschutz aufgerufen, die ein Ende aller Tierversuche fordert. Auch jetzt in der Corona-Krise bleibe der Verein bei seiner Haltung, sagt Sprecher Friedrich Mülln. Allerdings erkennt Mülln an, dass es nun eine Notsituation gebe und die Wissenschaft nicht ad hoc auf Tierversuche verzichten könne. ‚Wenn man bei 300 Kilometern pro Stunde eine Vollbremsung macht, wird das nicht gut ausgehen’, sagt er. Es räche sich nun, dass Alternativmethoden nicht genug gefördert worden seien. […]“ 1

Die Community äußerte sich – zumindest jenseits der Groupieschar des Vereins und des prominenten Vertreters – entsetzt über die in mehrfacher Hinsicht missglückte Metapher. Spätestens seit den 80er Jahren ist es das unverrückbare Gebot der Tierversuchsgegnerbewegung, keine einzige Maus an die Schlächter in den Laboren preiszugeben und ihren Foltertod wie auch immer zu relativieren. Niemand darf wegen des Ende seines Kreuzbeines und anderer Äußerlichkeiten gefoltert und ermordet werden, unabhängig davon, ob es dem Täter oder dieser ominösen Menschheit nun nutzt oder nicht. Die sofortige und vollständige Abschaffung aller Tierversuche ist als Forderung seither in Stein gemeißelt. Bis zum 21. April 2020, als Friedrich Mülln als prominentester Tierversuchsgegner das Sakrileg beging.

Der Kritisierte wehrte sich mit der Beteuerung, er sei definitiv Tierversuchsgegner, man habe ihn falsch zitiert und dies sei mittlerweile berichtigt worden. Was es nicht besser machte, sondern den ersten Verdacht fehlenden Problembewusstseins nur bestätigte. Wen interessiert es ernsthaft, ob der Zitierte gegen Tierversuche ist? Vielleicht GALA oder Das Goldene Blatt. Der Versuch der Schadensbegrenzung liest sich nun so: „[…] Mülln bekräftigt, dass sich jetzt die Schwächen des Tierversuchs zeigen, der viel zu viel Zeit braucht und nun ohne guten Zwischenschritt am Menschen getestet wird. „Wenn man bei 300 Kilometern […] usw. usw. […].“ 1 Die Kernaussage blieb damit bestehen, und diese lautet, dass Tierversuche irgendwie legitim sein könnten, wenn es keine Alternativmethoden gäbe. In der Neufassung sind sie nun ein zeitliches Problem. Da wollte uns wohl jemand für dumm verkaufen, oder versteht er selber nicht, worum es geht? Dies ist nicht anders als eine Akzeptanzäußerung für Tierversuche auszulegen und das Verheerende daran ist, dass sie aus dem Mund des prominentesten Vertreters der Anti-Tierversuchsbewegung kam.

1. Mit sehr viel gutem Willen kann man in Friedrich Müllns Äußerung eine Art realpolitisches Taktieren hineinlesen, vor dem Hintergrund coronapanisch-pandemischen Zeiten mit der Forderung nach Abschaffung aller Tierversuche das Publikum nicht überfordern zu wollen. Diese hat allerdings nur einen Nährwert: sie dient der eigenen günstigen Selbstdarstellung als Realist. Aber ist nicht genau das eine schädliche Botschaft, wenn man bereits die Forderung nach Abschaffung der Tierversuche derzeit für unrealistisch hält? Warum setzt man sich dann für dieses Ziel ein? Jede Realitätsveränderung der Geschichte begann mit einer als unrealistisch etikettierten Forderung. Die Kunst ist doch, sich dieses Weltbild nicht einreden zu lassen. Immerhin sind Tierversuche eine freie Entscheidung der Folterknechte und kein Naturgesetz, dem wir uns beugen müssen.

2. Man anerkennt, dass das Problem mit Corona so schwerwiegend ist, dass es in Ermangelung von Alternativmethoden derzeit Tierversuche zwingend notwendig macht, auch wenn man selbst eigentlich dagegen sei. Auf diese Art und Weise werden es außenstehende Leser aufnehmen und dankbar zur Kenntnis nehmen, denn wenn schon prominente Tierversuchsgegner hier die Notwendigkeit einsehen, dann ist ja alles gut.

Wie man es auch dreht und wendet, mit dieser Äußerung begann das Jahr des Ausverkaufs tierrechtlerischer und veganer Werte an den Götzen Corona, höchstpersönlich verrichtet durch die prominentesten Säulenheiligen der Veganerszene und des Tierschutzes.

Was zählen noch Werte in Zeiten von Corona – Impfwerbung der ungesunden Veganer

Teil 2

In den letzten Wochen traten nun verschiedene populäre Vertreter der Szene auf die Social-Media-Bühne, um sich auf ihren veganen Kanälen explizit für die Corona-Impfung stark zu machen. Dass diese Impfung nicht vegan ist, ist das eine; dass es, rein professionell gesehen, insbesondere für Galionsfiguren gelinde gesagt überaus unklug ist, Tierrechte bzw. Veganismus mit anderen Themen wie etwa der Coronaimpfung überhaupt zu verknüpfen, die die ganze Gesellschaft in Lager spalten, sollte zumindest erwähnt werden, auch wenn es hier nicht Gegenstand der Diskussion sein soll.

Stellvertretend für deplazierte und veganverratende Impfpropaganda durch szeneprominente Veganvertreter reichen drei Beispiele aus den vergangenen Wochen aus für einen Nachweis, dass mit den vorgebrachten Argumenten aus veganer Sicht ein manipulatives, scheinvernünftiges Verwirrspiel betrieben wird und sie faktisch untauglich sind. Die Einlassungen von Der Graslutscher, den beiden Protagonisten vom veganen Youtube-Kanal „Vegan ist ungesund“ und des veganen Ernährungsberaters Niko Rittenau stehen exemplarisch für sämtliche eingebrachte Thesen, die die Coronaimpfung vegan absegnen sollen.

Vegan ist ungesund – Gemeinsame Mission mit einer Tierversuchsbefürworterin zur Rettung unserer tierfressenden Artgenossen

Die Vorhut der pseudoveganen Impfpropaganda bildeten Gordon Prox und Aljosha Muttardi, die erfolgreich den YouTube-Kanal „Vegan ist ungesund“ betreiben. Mitte Februar posteten die beiden ein ausführliches Video zum Thema Coronaimpfung auf ihrem Kanal. Titel : 7 kritische Fragen zur Impfung. 5 Wer nun – wie es für einen monothematisch angelegten veganen Kanal angebracht wäre – eine dezidierte Information zu den bei der Entwicklung der Impfstoffe durchgeführten Folterungen von Rhesusaffen, Mäusen, Hamstern und wer auch immer für dieses Produkt misshandelt und ermordet wurde, sowie konkrete Angaben zu der Vernichtung von Tieren für die reine Impfstoffproduktion erwartet hat, erwartete vergebens. Stattdessen erfolgte eine knapp 50-minütige Einlassungen zur Frage, ob der Impfstoff für uns selbst bzw. unsere Artgenossen sinnvoll oder gefährlich sei.

Bei dieser Gelegenheit sollte nicht unerwähnt bleiben, dass diese Artgenossen zu 99% explizit die Mörder, Sklaventreiber und Fressfeinde der anderen Tierarten sind, die die vegane Philosophie doch vor Gewalt bewahren will. Das wirft zwingend die Frage auf, warum es ausgerechnet im veganen Interesse sein sollte, diese Fressfeinde zu retten. Das wird aber für selbstverständlich gehalten. Dabei ist es kein veganes Ziel, ebenso wenig wie es das Ziel der Welthungerhilfe ist, den Pflegenotstand in deutschen Altenheimen zu beheben. Und um den Wahnsinn komplett zu machen, benutzen die beiden ungesunden Veganer bei ihrer Argumentation die diesbezüglichen Einlassungen der ZDF-Wissenschaftsjournalistin und Youtuberin maiLab, einer Befürworterin experimenteller Tierfolter.

Das vegane Thema selbst wird mit wenigen Sätzen abgefertigt: Erstens, nö, der Impfstoff ist nicht vegan, aber zweitens, hey, kein Problem, denn es gibt halt keinen anderen, keinen veganen Impfstoff, und ein wirklich konsequent veganes Leben geht ja eh nicht, sonst dürften wir auch nicht Auto fahren und ein Handy benutzen. Von wem war das noch gleich das Lieblingstotschlagargument, um unsere übergeordneten Werte, denen wir uns verpflichtet haben, zu einem moralischen Ehrgeizding zu machen? Ach ja, genau, von den Antiveganern!

Es ist wirklich bemerkenswert, wenn Veganvertreter sich der Scheißhausparolen manischer Tierfresser bedienen, um damit ihr Impfdingens argumentativ zu untermauern. Man macht sich dabei einen Umstand zu Nutze, der einfach nur eine traurige Tatsache ist: In der Tyrannei macht sich auch der Anständigste zwingend und bedauerlicherweise immer irgendwo die Hände blutig. Deshalb könne man ja, so die Logik der Tierfresser, getrost Tiere fressen. Deshalb könne man, so die bemerkenswerte Logik von Vegan ist ungesund, beim Impfstoff getrost zugreifen und sollte es auch, schließlich rette der ja Tierfresser.

Das Durchtriebene an dieser Argumentation ist, dass sie sich der deskriptiven Ethik bedient, einer Art Gutsherrenmoral, das für gut und richtig zu befinden, was den bestehenden Gegebenheiten entspricht. Ein Mord wird aber nicht dadurch gut und richtig, weil es Mord und Totschlag in der Welt gibt. Die deskriptive Ethik beschreibt aber nur bestehende Phänomene von moralischer Dimension, sie prüft sie nicht auf ihren philosophisch-analytischen Wert. Diese Methode, einen herrschenden Zustand als moralisches Argument unterzujubeln, stammt aus der rhetorischen Trickkiste von Psychopathen und Bequemen, die sich mit ungerechten Zuständen gern abfinden, solange sie selber nicht den kürzeren Gezogen haben.

Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen, dass sich dieses Video an Menschen richtet, für die moralische Fragen überdurchschnittliche Bedeutung haben. Die es schafften, sich aus den mafiösen Fängen unserer tierfressenden Gesellschaft zu lösen und auszusteigen, nicht mehr mitzumachen beim organisierten Verbrechen gegen die anderen Tiere. Die es schafften, sich selbst und ihre Bedürfnisse einem höheren Wert unterzuordnen. So verhöhnt man sein eigenes Publikum und verkauft es für dumm. Das Erschütternde daran: es funktioniert offenbar sogar bei einigen, nämlich genau bei denen, die aus welchen Gründen auch immer sich impfen lassen möchten und denen so ein leichtfertiger Freibrief gerade Recht kommt.

Schließlich wird dann noch eine Notwehrsituation herbeibehauptet, die uns zum Impfstoff quasi zwingt, die es aber faktisch nicht gibt, denn der Angreifer ist ja dieser Virus, aber nicht der gefolterte Rhesusaffe im Labor oder das aus dem Bauch seiner Mutter herausgeschnittene Kälbchen, dessen Herzblut für die Produktion des Impfstoffes nutzbar gemacht wird. Oder die ermordeten Haie, aus deren Lebern die Psychopathen den Wirkverstärker Squalen gewinnen. 500000 Hailebern brauche es, um die Weltbevölkerung zweifach durchzuimpfen, hat die Organisation Sharkproject hochgerechnet. Aber so was interessiert die ungesunden Veganer alles nicht, vielleicht auch deshalb, weil es von Haien und Kälbchen und Rhesusaffen kein Like unter den Youtube-Videos gibt.

Dieses Machwerk ist damit nichts anderes als Hochverrat an der Sache. Werbung für ein nicht veganes Produkt auf einem veganen Kanal. Warum tut man das?

Der Graslutscher: Schuldfreisprechung mit den Scheißhausparolen der Antiveganer

Mit seiner Einlassung ins Impfthema hat sich Vegan ist ungesund nicht nur Freunde gemacht, sondern den Spaltpilz Impfung tiefer in die vegane Community getrieben. Daraufhin legte der Blogger Jan Hegenberg alias Der Graslutscher nach.6 Die Überschrift seiner Ausführung war zunächst vielversprechend („Ist Impfen vegan?“) und die versöhnliche Einleitung konnte den oberflächlichen Anschein erwecken, dass hier jemand die Wogen glätten will, die das Impfvideo der ungesunden Veganer aufgeworfen hatte. Der geschulte Leser erkennt allerdings den Bauernfängertrick: Einleitende harmoniesüchtelnde Beschwichtigungsbemühungen und Ermahnung zum konstruktiven Dialog sind nämlich generell nur dazu da, das Publikum dazu zu bringen, mit dem Autor einer Meinung zu sein. Tatsächlich ist die wortreiche Bitte an die Leser, sachlich zu bleiben, eine Beleidigung, weil damit implizit unterstellt wird, der Leser sei aufs Pöbeln aus. Der Autor sagt damit: Hier bin ich, mutig und in bester Absicht und mit weißer Fahne, und ihr seid die wilde Horde, die sich nicht zusammennehmen kann. Eigentlich sollte man da schon nicht mehr weiterlesen.

Immerhin ist dem Autor zugute zu halten, dass er in seinem Text das Unvegane an der Impfe nicht als lästigen Störfaktor unter ferner Liefen behandelt und zumindest eine Argumentation im Stil eines sachlichen Diskurses versucht. Sie taugt nur nix. Schlimmer noch: sie ist manipulativ und eine intellektuelle Beleidigung, wobei diese Mission ja bereits in der Ouvertüre erahnbar war.

Der Autor beginnt – und das ist sinnvoll – seine Einlassung mit einer Begriffsklärung von „vegan“. Diese lautet folgendermaßen: Veganismus ist eine Philosophie und Lebensart, die – so weit wie möglich und praktisch durchführbar – alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an Tieren für Essen, Kleidung oder andere Zwecke zu vermeiden sucht. Er schreibt diese Definition indirekt Donald Watson zu, der den Begriff 1944 erfand. Sie stammt jedoch aus dem Jahr 1988 und zwar von der Vegan Society. Ok, geschenkt, sie ist ja nicht falsch. Sachlich gesehen kann man diese Definition zwar verwenden, aber ob diese wirklich gelungen und hilfreich ist, kann getrost bezweifelt werden, weil die vegane Philosophie, also der Kernsatz, um den sich alles dreht, nicht klar erkennbar ist. Es fehlt das entscheidende Warum; sie beschäftigt sich nur mit dem Was und Wie.

Von Donald Watson ist bekannt, dass er mit dem Begriff „vegan“ die philosophische Grundeinstellung umschreibt, dass es keine moralische Rechtfertigung gibt, Tiere für menschliche Zwecke zu nutzen. Diese Forderung ist absolut und sie betrifft alle Lebensbereiche und damit konkret natürlich auch Impfstoffe. Es ging Watson ausdrücklich nicht darum, ein religiös anmutendes Gebot der „Reinheit“ aufzustellen. Veganismus ist kein Selbstzweck, sondern eine Haltung: Er ist eine Ernährungs- und Lebensweise, die die natürlichen Rechte der Tiere auf ihr Leben und eine freie, unversehrte Existenz freiwillig ebenso respektiert, wie es im zwischenmenschlichen Bereich Recht und Gesetz ist. Oder kurz und knapp und in Analogie zu Albert Schweizers Definition für Humanität formuliert: Vegan besteht darin, dass niemals ein Tier einem Zweck geopfert wird.

Vor diesem Hintergrund ist die Formulierung „soweit möglich und praktisch durchführbar“ auch einzuordnen: es geht nicht um unseren Perfektionismus, unsere „Reinheit“ von Schuld, eben weil es beim Veganismus nicht um uns geht. Es geht um die Tiere und ihr Recht auf Anerkennung ihrer natürlichen Grundrechte, die man eben durch das Konsumverhalten ausdrückt. So wie es im Christentum die 10 Gebote gibt, die absolut gelten, auch wenn es zutiefst menschlich ist, dass das tugendhafte Leben nach den 10 Geboten hinten und vorne nicht gelingen will und der Mensch sich geradezu zwangläufig immer wieder schuldig macht, weil sein innewohnender ichbezogener Gefühlsapparat das Gewissen immer wieder überwältigt und sich seinen rücksichtslosen Weg bahnt. Das Christentum hat diesbezüglich Optionen von Sühne und Reue vorgesehen. Dieses sehr sinnvolle Konzept spiegelt sich in unserer ganzen sozialen Lebensführung und auch im Rechtsstaat wieder.

Die Interpretation von vegan auf den banalsten Teil der gewählten Definition „soweit möglich und praktisch durchführbar“ – ja was bleibt uns denn auch sonst übrig? – abzustellen, verkennt die Botschaft, die dahintersteht: lebt die Vision so gut wie es geht, aber verrennt Euch nicht in selbstbezogenem Perfektionismus. Ein Freibrief aber ist diese Handlungsmaxime ganz sicher nicht.

Graslutscher – Selbstironie oder ein Fall von nomen est omen?

Teil 3

Die durchgeführten Folterungen und Ermordungen von Individuen und Persönlichkeiten anderer Arten bei Experimenten sind – um das hier definitiv festzuhalten – genuin nicht vegan, weil es eben generell keine moralische Rechtfertigung gibt, Tiere für menschliche Zwecke zu nutzen! Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass diese Experimente gesetzlich vorgeschrieben sind für die Impfstoffzulassung. Diese Gesetze sind keine Naturgesetze, sondern Menschenwerk, oder sollte man nicht besser sagen: Unmenschenwerk. Die gilt auch für den reinen Herstellungsprozess des Impfstoffes und die dafür praktizierte Ermordung von Tieren. Auch wenn es derzeit keine veganen Impfstoffe gibt, wird dadurch der unvegane Impfstoff nicht vegan. Wir fressen ja auch keine Forelle, nur weil es noch keine vegane Forelle bei Rewe und Alnatura dafür gibt, und sagen: So what, gibt ja nur unvegane Forelle blau.

Zurück zu den Tierversuchen. Allerdings räumt der Autor uns großzügig das Recht ein, dass wir (Veganer) gerne (sic!) Tierversuche kritisieren könnten und uns politisch dafür einsetzen, dass hierfür Alternativen gefunden werden. Zitat: „Da gibt es ja auch schon spannende Projekte […] um etwas gegen das Problem zu tun. Und dass Tierversuche ein ethisches Problem sind, ist jetzt nicht nur (sic!) eine Position innerhalb der veganen Community[…].“

Wow! Diese Zeilen hätten inhaltlich und stilistisch auch von einem Vivisektor kommen können: „spannende Projekte“ für das Bemühen, Folter zu umgehen, Massenfolter ist „ein Problem“, aber wir dürfen uns gern… Danke für Deinen Segen, Lutscher, aber ehrlich: So kannst Du uns gern haben mit dieser sprachlichen Hybris und Kälte, die den Verdacht aufkeimen lässt, hier könnte jemand grundsätzlich unter falscher Flagge segeln. Sprache ist halt so verräterisch.

Etwa die Hälfte seiner Ausführungen füllt der Autor mit verschiedenen Beispielen, die seine selbsterklärt anspruchsvolle Erkenntnis stützen (Zitat: „Ja, das ist alles ganz schön kompliziert“), dass ein rein veganes Leben in dieser tierausbeutenden Gesellschaft realistisch betrachtet nicht möglich ist. Das ist etwas zu viel Aufmerksamkeit für diese Binsenwahrheit, womöglich will der Autor den unveganen Impfstoff in der Flut unveganer Dinge im alltäglichen Leben quasi verschwinden lassen und quasi zur Bagatelle zusammenschrumpfen. Sie ist allein deshalb keine Bagatelle, weil Impfen das wohl zentralste Thema dieser Zeit ist. Die Ausführlichkeit infantilisiert jedenfalls das offenbar für begriffsstutzig gehaltene Publikum, welches diesbezüglich im Bilde sein dürfte, dass unser Tyrannenstaat bis in den letzten Winkel mit dem Blut seiner Opfer besudelt ist. Das ist ein rhetorischer Trick, den der weltbekannte Sprachwissenschaftler Noam Chomsky als eine Form manipulierender Machtsprache entlarvt hat, die Politiker gern anwenden: Man spricht zu uns wie zu Kindern. Dabei sind es Erwachsene und als Veganer auch noch von überdurchschnittlicher Bildung.

Auch psychologisch gesehen ist die erkennbare Fixierung auf die Praxisfrage sehr interessant. Bereits die Beschäftigung mit der Frage, ob wir uns als Veganer impfen lassen dürfen, ist im Kern narzisstisch, denn sie hat uns selbst im Blick, was vegan eben gerade nicht beabsichtigt. Vegan ist, den respektvollen Blick auf die Tiere zu richten und ihre Würde und natürlichen Rechte zu achten. Hier klingt der Satz des berühmten Psychiaters Viktor Frankl im Ohr: Nur das kranke Auge sieht sich selbst. Das ist umso bedeutsamer, als Frankl im 2.Weltkrieg in vier verschiedenen Konzentrationslagern kaserniert war und offenkundig den Blick nach außen nicht verloren hat.

Es ist ein Fakt: Je größer unsere ungesunde Selbstbezogenheit, umso mehr wird uns diese Praxisfragen beschäftigen. Und das ist eine Falle. Wenn wir von tiermampfenden Idioten und Konsorten hämisch darauf hingewiesen werden, dass auch in unserem Handy etwas vom Tier drin sei, beabsichtigt man genau dies: Statt beim Thema zu bleiben – bei den Tieren und ihren natürlichen Rechten, für die wir einstehen, wenn wir vegan ernst nehmen – werden wir verführt, uns mit uns selbst (und unserer eigenen schuldhaften) Verquickung und, noch schlimmer, wehleidig mit unserem ureigenen Gedöhns, zu beschäftigen. Eine ärgere Trivialisierung ist kaum denkbar, und genau dazu wollen die Überzeugungstäter uns treiben: Wir sollen zum Ausdruck bringen, dass das Messer im Auge der Kuh unbedeutender ist als unser Psychoproblem zwischen Schein und Sein. Und je selbstbezogener jemand veranlagt ist, umso leichter wird dieser Trick funktionieren, denn er funktioniert allein über unseren tiefverwurzelten Drang zum Ichichich. Geben wir ihm nach, schnappt die Falle zu und wir erklären impliziert die Sache der Tiere zur Bagatelle und geben zu, dass es uns letztlich auch nur um uns selbst geht. Ob wir das wollen oder nicht, man führt uns damit vor, dass unsere Mission nicht von Wert ist.

Und nun spielen die Vegan-Poser mit den Antiveganer dieses Macht- und Verwirrspiel Hand in Hand: die Antiveganer treiben die Veganer in die Schuldgefühle und dann kommen Veganaufklärer als Retter und verleihen hinterkopftätschelnd „mit Realitätssinn“ die Absolution. Die schmierigsten Pfaffen bekommen es immerhin noch gebacken, den Sünderleins im Beichtstuhl ein paar Vaterunser abzupressen, bevor sie ihnen stellvertretend für Gott die Schuld vergeben. Dürfen wir dem Autor nun dankbar sein für sein großherziges Angebot, uns einfach so davonkommen zu lassen?

Aber hej, der Autor hat noch eine gute Nachricht. Nachdem er uns erklärt hatte, dass der Strom aus unserer Steckdose bereits nicht vegan ist, weil bei der Kupfergewinnung Glutinleim eingesetzt wird, der aus „tierischen Abfällen“ gewonnen wird – auch so ein übles Unwort im übrigen –, dürfen wir aufatmen: Die Befriedigung der Bauchbedürfnisse durch Reisen im Zug und Konzertbesuche fürs Lustempfinden (und damit unausgesprochen eben auch Impfen gegen die Angst) dürften deshalb nicht als unvegan bezeichnet werden, weil es eine Umkehrung von Ursache und Wirkung sei, denn als Motiv hinter diesen Tätigkeiten stehe nicht die Ausbeutung von Tieren.

Und wieder dienen die allerdümmsten Parolen der tierverschmatzenden Stoffwechselapparate, um letztendlich die unvegane Impfe abzusegnen: Ich will ja nicht, dass Tiere umgebracht werden für die Herstellung der Kupferdrähte in den Elektromusikinstrumenten, die ich spielen hören will auf dem Konzert, aber ich höre halt so gern Musik und deshalb ist das auch ok! Ich will ja nicht, dass Rhesusaffen und Kälbchen und Haie für die Impfe ermordet werden, aber gerade hat einer im Zug geräuspert und ich mit meinen gut 40 gesunden Lenzen habe nun Angst, an Corona zu sterben und will jetzt die Impfe. Ich will ja nicht, dass die Tiere gequält werden, aber mir schmeckten sie halt so gut und deshalb brate ich mir jetzt ein Steak!

Die eigenen Bauchgefühle als ausreichende Legitimation, und das wird uns mehr als 250 Jahre nach Kant und dem Erscheinen der Kritik der praktischen Vernunft serviert. Ausgerechnet uns Veganern, die exemplarisch für die Kantsche Erkenntnis stehen, dass Hedonismus als ethisches Prinzip nichts taugt, wird nun diese egomane Denke untergeschoben, die die eigene Triebbefriedigung über alles stellt, um uns zum unveganen Impfen dummzuschwurbeln. Und es funktioniert ebenfalls über das falsche Schamgefühl so wie bei unserem Dilemma, uns beim besten Willen immer irgendwie mittelbar schuldig zu machen. So funktioniert es jetzt über eine andere Keule, die in unserer Spaßgesellschaft gut funktioniert: Du bist lustfeindlich, ein Spaßverderber, ergo: du gehörst nicht dazu.

Kant wies in seinem Werk im Übrigen nicht nur die Untauglichkeit des Hedonismus als ethisches Prinzip nach, sondern auch des Utilitarismus. Dessen Grundvorstellung von dem, was gut ist, lautet: Handle so, dass Dein Handeln den größtmöglichen Nutzen erbringt; darunter fällt im Übrigen auch die Idee vom „größten Glück der größten Anzahl“. Ich erwähne dies, weil der Autor mit seinem zweiten Argument pro Impfung genau auf diese Denke abstellt, indem er eine Nutzenabwägung zwischen der Impfung einerseits und einem anderenfalls nötigen Einsatzes von (Tierversuchs)-Medikamenten vornimmt. Das Kernproblem des Utilitarismus ist aber genau diese Relativierung und Opferzahlen-Aufrechnung, die das Böse der einzelnen Tat völlig außer Acht lässt. Diese Denke lässt jedes Unrecht zu, sofern hinten die Bilanz stimmt. So argumentieren Vivisektoren. So braucht es auch keine Prüfung der schlichten Unterstellung mehr, dass es bei Ablehnung der Impfe es mehr Tierversuche, mehr enterale Ernährung von Komapatienten durch unveganen Nährstoffbrei und mehr Medikamente mit (Tier)-Leichenbestandteilen gäbe. Es braucht keine Belege für diese Behauptung, weil das Argument an sich nicht tragfähig ist.

Und um auch das dritte Argument nicht unwidersprochen stehen zu lassen, nämlich die These, die Folterungen der „Versuchs“tiere seien ja nun Vergangenheit und würden durch die Annahme der Impfe nicht zusätzlich befeuert werden – so wie es beim Kauf von einem Liter Kuhmilch der Fall wäre. Dies ist eine geradezu unfassbare Naivität, denn Märkte entstehen durch Nachfrage, und im Moment stehen schon weitere Absahner in der Warteschleife auf Zulassung neuerer Impfstoffe und das würden sie nicht, gäbe es keine Nachfrage. Allerdings brauchen wir unsere vegane Haltung generell nicht mit dieser größenwahnsinnigen und infantilen Vorstellung aufladen, wir könnten mit unserer Kaufentscheidung unmittelbar etwas ändern. Der Gedanke ist sicher verführerisch, als Konsument auch aktiver und wirkungsvoller Weltretter zu sein, aber er ist natürlich Träumerei. Der Markt ist entkoppelt, das gilt für die Impfe ebenso wie für das Schweineschnitzel. Was nicht gefressen und verspritzt wird landet im Müll. Das Gesamtgeschäft muss passen, deshalb schickt man das lebendige Fleisch ja auch auf weite Reisen und nimmt große „Verlustzahlen“ in Kauf, solange am Ende schwarze Zahlen stehen. Unsere politische Einflussnahme erfolgt über unsere unbeirrbare und aufrechte Haltung, weil wir für einen Wert unverbrüchlich einstehen, so gut wir eben können. Es ist dabei nicht unser Perfektionismus sondern unsere Hinwendung, die die Kraft entfaltet, ansteckend und überzeugend zu wirken. Erst über größer werdende Gruppen wird die Entscheidung schließlich zu einem marktwirtschaftlichen Faktor.

Im Deutschunterricht wäre diese Einlassung wohl unter „Thema verfehlt“ gelaufen, denn tatsächlich wird die Frage – Ist Impfen vegan? – nicht beantwortet, sondern mit überaus schwachen Argumenten den Veganern der Segen zum unveganen Produkt erteilt. Sowohl Sprachduktus als auch die Argumente an sich sind derart durchdrungen von der Struktur antiveganer Propaganda, dass man nur staunen kann, dass das offenbar bisher noch nicht aufgefallen ist.

Niko Rittenau – Unveganes Schlaumeiern in der Tradition von Philosoph und Folterknecht René Descartes

Teil 4

Zuletzt stieg nun der vegane Ernährungsexperte Niko Rittenau ins Nest zu den Niederbronner Schwestern des Tierrechts. Zu seinem Geburtstag äußerte er seinen einzigen Herzenswunsch: Seine Follower sollten sich gegen Corona impfen lassen. Breite Kritik folgte auch hier, viele äußerten sich enttäuscht und kündigten das Abonnement seines Kanals.

„Ich bin nicht mehr vegan“ betitelt er daraufhin ein 35minütiges Video7, in dem er auf die vorgebrachte Kritik eingeht und sich mit kurzen Statements von 20 weiteren Protagonisten unterstützen lässt in der These, es sei gut und richtig, sich (als Veganer) gegen Covid19 impfen zu lassen. Der Titel war natürlich ironisch gemeint, ist aber vor allem ein Indiz dafür, für wie wichtig er sich hält und genauso wie Der Graslutscher und „Vegan ist ungesund“ leichtfertig damit umgeht, falsche Botschaften rauszuhauen. Das wirklich Bezeichnende und letztlich Verwerfliche an diesem Beitrag ist allerdings, dass im ganzen Video mit seinen 21 Plappertaschen die Tiere nicht mit einem einzigen Wort Erwähnung finden. Deutlicher kann man es nicht ausdrücken, welche Bedeutung diese Leute ihnen in diesem Spiel zuweisen.

Besonders getroffen zeigt sich der Autor von der häufig geäußerten Unterstellung, er sei von der Pharmaindustrie gekauft worden, was er entschieden bestreitet – als wäre es tatsächlich besser, sich für lau zur Hure dieser Mafia gemacht zu haben. Der kritikwürdige und belegbare Vorwurf ist ja der, mit der Werbung für ein unveganes Produkt verbundene Verrat der Tiere, und nicht etwa die monetäre Zuwendung dafür, die, wäre sie erfolgt, doch noch irgendwie allzumenschlich wäre. Nur wenn einem dieser Verrat so gar nichts wert ist, was heißt denn das dann bitte? Eine gekaufte Meinung kann nie die Schlagkraft entwickeln wie eine quasi selbstlos erbrachte, bei der ein persönlicher Vorteil nicht erkennbar ist. Es lässt nur den Meinungsverkünder etwas anrüchig und unehrenhaft erscheinen. Schon hier geraten die Tiere schneller unter die Räder der Eitelkeit, als ein Ferkel blinzeln kann.

Dabei beteuert der Autor ausdrücklich, ethisch motivierter Veganer zu sein, und sagt damit ja aus, dass er seine Arbeit, den Focus auf ernährungswissenschaftliche Beratung zu lenken, in diesen höheren Kontext und Dienst stellt. Man möchte es ihm ja wirklich glauben, aber er gibt leider mit seinen Impfeinlassungen so gar keinen handfesten Grund dazu.

Was die Argumentation betrifft, hält sich nämlich auch der vegane Ernährungscoach an die verräterische Strategie der Vorredner, aus der praktischen Unmöglichkeit einer absolut veganen Lebensführung in dieser Gesellschaft die Rechtfertigung abzuleiten, in der Impffrage lapidar umgehen zu dürfen; ergänzt mit der völlig aus der Luft gegriffenen Grundannahme, die Rettung von Tierfresserleben sei ein veganes Ziel. Das ist auch insoweit schade, als der Redner deutlich erkennbarere Motivation zeigt, seinen Teil zu einem niveauvollen Diskurs beizutragen und offenkundig eigentlich auch das Zeug dafür hat. Seine Argumentation erfreut immerhin mit intelligenteren Inhalten und eröffnet die Möglichkeit einer Debatte auf erwachsenem Niveau.

Interessant ist zunächst der Hinweis auf die Problematik des Confirmation Bias bzw. des Bestätigungsfehlers. Der Begriff umschreibt ein aus der Kognitionspsychologie bekanntes und verbreitetes Phänomen: Menschen neigen dazu, sich bei ihrer Wahrheitssuche nicht ergebnisoffen zu informieren, sondern dort, wo man die für die eigene Position bestätigenden Informationen erhält. Wahrheitssuche ist also tatsächlich die Suche nach Bestätigung einer bereits gefassten Meinung. Das ist ein Umstand, den man getrost annehmen kann, und es ist durchaus sinnvoll und klug, diesen Aspekt in der Diskussion einzubringen denn er spielt in der veganen Impfdiskussion eine entscheidende Rolle. Leider erkennt der Autor das Phänomen nur bei seinen Kritikern beziehungsweise den Impfkritikern, aber nicht bei sich selbst. Denn gerade er unterliegt diesem Mechanismus so vollumfänglich, dass er sogar seine veganen Werte über den Tisch zieht. Und damit meine ich ausdrücklich nicht die völlig uninteressante Frage nach der Sicherheit bzw. Gefährlichkeit der Corona-Impfe für uns und unsere Artgenossen, denn das ist kein veganes Thema, sondern die auffällige Bereitschaft, sich aufgrund der gefassten positiven Einstellung zur Coronaimpfung diese dann mit den billigsten Phrasen schönzureden. Kurzum: der Schelm spricht von sich, wenn er die Keule Bestätigungsfehler schwingt…

Und hier tun sich Impfbefürworter und Impfgegner nämlich gar nichts: Beide Seiten leugnen den transzendentalen Anspruch von vegan, der uns alle zusammenhalten sollte, und interpretieren die vegane Idee je nach ihrer gewählten Ideologie zur Impffrage: Die Pro-Impfen-Fraktion deutet die vegane Idee passgerecht um, um der unveganen Impfung die Absolution erteilen zu können. Die Contra-Impfen-Fraktion ist da zwar in einer prinzipiell besseren Ausgangsposition als die Impfbegeisterten, aber die Art der Argumentation verrät, dass sich ihr Standpunkt aus der Ablehnung der Impfung ziehen und nicht aus dem Umstand, dass sie nicht vegan ist; sie benutzt die vegane Idee als moralische Waffe gegen Impffans. Beides entwertet die vegane Vision, beides verbricht sich am transzendentalen Anspruch und an den Tieren, denen er dienen sollte und das jenseits dessen, welche Argumente zur Sicherheit der Impfstoffe nun belastbarer sind.

Apropos Wahrheit: Der Autor unterliegt bei seiner Untersuchung zur Wahrheitsfindung auch implizit dem Denkfehler, die Motivation hinter vegan sei die Wahrheitssuche. Das ist sie aber nicht. Es ist nur ein Tribut an den dümmlichen Zeitgeist à la Faktencheck, der glaubt, die Wahrheit wäre ein Synonym für primitive, durch sinnliche Erfahrung verifizierbare Tatsachen. Die Regeln naturwissenschaftlicher Wahrheitsprüfung geisteswissenschaftlichen Inhalten überstülpen zu wollen, kann nur danebengehen. Als kleiner Teilaspekt für die Praxisfrage, wie man sich vollwertig vegan ernährt, macht sie ja durchaus Sinn, am Großen Ganzen scheitert diese Vorgehensweise aber gnadenlos. Vegan ist eine Antwort auf die Frage: Was ist gut? Es geht dabei eben gerade nicht um das Wahre, genauso wenig, wie es um das Schöne geht. Wahr und gut bedingen einander ebenso wenig wie sie sich gegenseitig ausschließen. Unter bestimmten Umständen kann die Lüge sogar die Rettung vor drohendem Unheil sein. Natürlich wäre es besser, wenn die Wahrheit dem Guten zuspielte, aber das funktioniert eben nicht immer. Es kann sogar sehr selbstverliebt und zum Schaden des Anderen sein, wenn die eigene Wahrheitsliebe wichtiger genommen wird, als dem Guten zum Durchbruch zu verhelfen. Es ist also auch eine verwirrende Umdeutung des Veganismus, wenn man ihn unter den deutlich schwächeren Wert der Wahrheit einordnet, statt ihn dort zu belassen, wo er hingehört: der Dienst am Guten.

Ein weiteres, trügerisches Argument, das der Autor anführt, ist das der Rationalität. Dazu ermahnt er dringend. Das klingt ebenfalls erstmal gut, der Zuspruch ist sicher, wir lieben ja alle nicht nur die Wahrheit, sondern wollen auch noch „vernünftig“ sein. Zunächst ist auch dies ein Tribut an den Zeitgeist. Die Rationalität ist aber kein Wert an sich. Sie ist – wie die Wahrheit – nicht mehr als ein Werkzeug, ein mehr oder minder scharfes Schwert, ein Mittel zum Zweck.

Die Verehrung der Rationalität ist ein Kind der Aufklärung, als die sogenannte Vernunft zum neuen Götzen erklärt wurde. Die Rationalität hat den alten Gott abgelöst. Ihr nun einen so hohen Stellenwert einzuräumen, so wie der Autor es tut, ist im Kontext des Veganismus allerdings überaus problematisch, weil die Vergötzung des Rationalismus schlichtweg das Erbe einer der fürchterlichsten Gestalten der Geschichte des organisierten Verbrechens und Genozids an der Tierheit ist. Der Pionier der Aufklärung ist gleichzeitig der Begründer der Vivisektion: René Descartes. Ich erspare uns Details aus seinem Folterkeller. Sein „Cogito ergo sum“ hat das „Ich fühle, also bin ich“ in Vergessenheit geraten lassen.

Den anderen Tieren die Rationalität abzusprechen, braucht nicht mehr als die bloße Behauptung. Der Widerspruch fällt in einer Art aus, über die man leichtfüßig hinweggehen kann. Wer kann schon Gedanken lesen, wer kann die anderen Tiere zu ihrer Vernünftigkeit befragen? Mit der Huldigung der Rationalität verschwinden die Tiere aus unserem Bewusstsein. In der Fixierung auf die Rationalität liegt zudem auch die Botschaft begründet, Emotionalität wäre irgendetwas Anrüchiges, sie würde uns falsche Botschaften geben. Dabei ist sie das, was uns von Psychopathen unterscheidet. Genau diesen spielt es zu, wenn man die Emotionalität – auch mittelbar – durch die Vergötzung der Rationalität verurteilt, als wäre sie ein verwerflicher Fehler.

Der Rationalität und damit Descartes Erbe einen so hohen Stellenwert zu verleihen, fällt in die gleiche Kategorie wie die Übernahme der Scheißhausparolen der Antiveganer, wie ich sie hier nun ausführlich benannt und analysiert habe – nur eben auf höherem Niveau. Diese Argumente sind gelinde gesagt Sackgassen, die nicht zum veganen Ziel führen, sondern in die Irre leiten. Sie sind Selbstsabotage. Da steht Niko Rittenau seinen Niederbronner Schwestern in nichts nach.

Erwähnenswert wäre bei dieser Gelegenheit auch noch die hämische Reaktion der ungesunden Veganer auf Hildmanns Fauxpas, auf einen tierfressenden Witzbold hereingefallen zu sein, der sich mit seinem gefakten Impfschaden über den „Sojawurst-Jonnie“ lustig machte. Das ist den Ungesunden ein eigenes Video wert, was sie sich nach eigenem Bekenntnis allerdings hart abgerungen haben, denn eigentlich wolle man Attila Hildmann keine Bühne geben. Gemeinschaftliches Auslachen eines Veganers zusammen mit Tierfressern. Ganz großartige Idee. Das ist nicht nur charakterlich schäbig, sondern vor allem strategisch selten dämlich und geradezu ein Lehrbuchbeispiel dafür, wie man eine Bewegung schwächt und ihren Erfolg verhindert. Dies wird aber in einem gesonderten Beitrag noch erläutert werden.

Für Leute, die sich nur selber produzieren möchten, aber darauf verzichten können, etwas zu erreichen, mag allerdings dieser Umstand eine untergeordnete Rolle spielen. Es verrecken ja nur die Tiere, sie selbst sind aus der Vernichtungsnummer ja fein raus, da kann man diesbezüglich entspannter an die Sache rangehen. Ach ja, ich vergaß. Der Scheiß eigene kleine Ruf ist ja so wichtig, der durch den irren Veganer Hildmann besudelt werden könnte. Also wenn in der Geschichte alle Pioniere mit dieser Einstellung an die Weltverbesserung herangegangen wären, würden wir heute noch in den Höhlen hocken. Und wie sagte Émile Zola so schön: Die Sache der Tiere steht höher für mich als die Sorge, mich lächerlich zu machen. Was hat ein Dichter verstanden, was die eigenen Reihen nicht in ihren umsichselbstbesorgten Kopf kriegen?

Fazit: Die Strategie entlarvt das falsche Ziel – Die Impfwerbung ist antivegane Propaganda

Das zurückliegende Corona-Jahr hat dunkele Seiten unserer Gesellschaft zum Vorschein gebracht, aber auch schonungslos zutage gebracht, wie verrottet das moralische und geistige Niveau der veganen Bewegung ist. Buchstäblich den letzten Schlusspunkt haben diese Säulenheiligen der Szene gesetzt, die seit Jahren erfolgreich auf der veganen Welle reiten und nun Propaganda für ein unveganes Produkt machen: die Coronaimpfung. Das, was da unter dem Label Impfung geboten wird, ist in Wahrheit antivegane Propaganda, ein bauernschlauer Versuch subtiler Sabotage und Selbstzerstörung.

1. Schachzug: Angriff auf den Geist! Die antivegane Propaganda interpretiert den Begriff vegan so um, dass er zu einer narzisstischen Falle wird. Aus der Anerkennung des natürlichen Rechts der anderen Tiere auf ihr Leben und eine freie und unversehrte Existenz wird eine schnöde Praxisfrage als Zweck an sich.

2. Schachzug: Angriff auf die Wurzeln! Die antivegane Propaganda verleugnet die historischen und geistigen Wurzeln der veganen Bewegung und verknüpft sie mit den Ursprüngen des systematischen und einzigartig grausamen Vernichtungsfeldzuges unserer Artgenossen gegen die Tierheit: Nutzenkalkül, Narzissmus und Descartes Erbe in Form der Vergötzung vermeintlicher Rationalität. Die Frage nach dem Guten wird zu einer Pseudo-Wahrheitsfrage banalisiert und umgedeutet.

3. Schachzug: Sie zerstört unseren Zusammenhalt! Die antivegane Propaganda spaltet uns unleugbar in Lager über Themen, die nicht die unseren sind und schürt Zwietracht in einer Community, die ohnehin schon verschwindend klein ist.

Im Ergebnis soll diese Propaganda uns dazu verführen, dass wir – entkoppelt von unseren Werten, die uns die Richtung und Orientierung geben, entwurzelt von unseren historischen und geistigen Ursprüngen und auseinanderdividiert von denen, mit denen wir uns über die gemeinsame vegane Vision verbunden fühlten – uns um uns selbst, unseren veganen Tellerrand, unsere ureigenen Wünsche und Befindlichkeiten, unsere Ängste und Schuldneurosen kreisen. Nichts schwächt das Individuum mehr, als wenn es auf sich selbst zurückgeworfen wird. Vegan wird zu Privatangelegenheit und damit zu einem narzisstischen Theaterschauspiel. Da sind wir also angelangt. Und genau da wollen uns die Tierfresser auch haben. Und es ist dabei völlig unerheblich, aus welcher Sickergrube des Unterbewusstseins dieser Schwachsinn gequollen ist, ob es beabsichtigt ist oder aus der Dummheit oder der Feigheit geboren wurde. Das Resultat ist, was zählt.

Lasst Euch nicht einseifen von den Parvenüs und Rattenfänger der veganen Szene, die zwar vegan essen, aber offensichtlich nicht vegan denken.

In seiner Gesamtheit gesehen ist dies ein machiavellistisches Vorgehen mit dem Ergebnis, die Sache der Tiere und uns unten zu halten. Psychopathen agieren so – und Leute, die andere Ziele haben als die, die sie vorgeben. Derartige Einlassungen in der Impffrage sind für Verbände und Meinungsbildner untragbar. Apropos Verbände: PETA behauptet, die Impfstoffe von Pfizer und AstraZeneca enthielten „keine tierischen Bestandteile“. Können wir nun davon ausgehen, dass PETA bald mit Fischblase geklärten Wein zum veganen Produkt erklärt, weil im Endprodukt nichts mehr von der Fischblase zu finden ist?

Wer solche – wahlweise dumme, böse oder feige – Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Die Tiere haben wahrhaft Besseres verdient als dieses coronawahnsinnige narzisstische Schauspiel einer gescheiterten Szene.

Eine Handlungsmaxime für Veganer und alle, die mit den Tieren solidarisch sein wollen

Was können wir tun?

Teil 5

Die Bilanz über das Scheitern in Sachen Coronaimpfung wäre wertlos, ohne einen Orientierungsmaßstab anzubieten, der unserem Geist und unseren Wurzeln gerecht wird und dabei den Burgfrieden und unseren Zusammenhalt erhält, indem es das einzelne, gutwillige Individuum nicht überfordert. Wir sehen uns dabei der Anforderung gegenübergestellt, dem ethischen Anspruch und den psychologischen Fakten gleichermaßen gerecht zu werden, die strategisch in zielführendem Bezug gesetzt werden müssen.

1. Der ethische Aspekt:

Der Entwicklung aller Impfstoffe, auch des Coronaimpfstoffes, sind Massenfolter und Massenmord vorausgegangen. Dies entspricht den derzeit herrschenden gesetzlichen Vorgaben. Sie verpflichtet die Hersteller zu sogenannten Tierversuchen, die im Gegenzug die Hersteller vor Regressansprüchen schützt. Zur Entwicklung der Corona-Impfstoffe wurden und werden überwiegend Rhesusaffen, Mäuse, Hamster und Frettchen zu Tode gefoltert. (1)

Diese durchgeführte experimentelle Folter verstößt gegen den zentralen Wert des Veganismus, dass Tiere nicht vom Menschen benutzt werden dürfen.

Bei allen derzeitig erhältlichen Impfstoffen werden für die reine Impfstoffproduktion Tiere gefoltert und ermordet. (2)

Viren und Bakterien werden in lebenden Körpern und Leichenbestandteilen vermehrt, zahlreiche Impfstoffe enthalten Anteile von Gelatine, Laktose oder Rindergalle. Selbst wenn das finale Serum keine tierlichen Bestandteile mehr enthält, werden diese im Verlauf des Herstellungsprozesses eingesetzt. Für die Produktion von Grippeimpfstoff en werden die Viren in befruchteten Hühnereiern vermehrt, die Hühnerembryonen sind ab dem 7. Entwicklungstag bereits bewusst und leidensfähig. Eine Impfdosis entspricht einem vernichteten Tier.

Ferner wird in der Impfstoffproduktion der Wirkverstärker Squalen eingesetzt, der aus den Lebern von Haien gewonnen wird. Squalen könnte auch aus Pflanzen gewonnen werden, das ist aber verhältnismäßig aufwändig. Bisher wurden jedes Jahr 2,7 – 3 Millionen Haie nur um ihrer Leber Willen ermordet. Die kalifornische Organisation Shark Allies schätzt, dass mindestens 250.000 zusätzliche Haie für die Produktion von Covid-19-Impfstoffen getötet werden könnten. Die Vereinigung Sharkproject hat sogar errechnet, dass für die Produktion von Corona-Impfstoff für die gesamte Weltbevölkerung 500.000 Haie ermordet werden müssten. (3 4)

Besondere Erwähnung sollte das fetale Rinderserum finden, das seit etwa 70 Jahren bei der Impfstoffherstellung eingesetzt wird. Es stammt aus Ländern mit noch deutlich geringeren Tierschutzstandards als hierzulande. Schwangeren Kühen wird bei der Schlachtung der Fötus aus dem Bauch geschnitten. Dem unbetäubten, lebenden Fötus wird der Brustkorb aufgeschnitten und das fetale Blut mit einer Schlauchpumpe unmittelbar aus dem Herzen in ein steriles Gefäß überführt. Bis es zum Herzstillstand kommt dauert es zwanzig Minuten bis einer Stunde. Bereits Vorcorona ging man von ein bis zwei Millionen Kälbchen aus, die auf diese Weise weltweit zu Tode gefoltert wurden. Die Sächsische Zeitung meldete bereits im März, dass bei der Coronaimpfstoffproduktion bezüglich des fetalen Kälberserums Engpässe drohen. (5 6)

Aus diesen genannten Gründen ist die Corona-Impfung eindeutig nicht vegan. Entsprechend ist das Bewerben vom (unveganen) Impfstoff ein Tabubruch und ein Verrat an der Idee und den Tieren. Die vegane Entscheidung lautet: Nicht impfen!

2. Der psychologische Aspekt

Wir verstehen, dass „vegan“ die ethische Haltung ist, dass auch die anderen Tiere Zweck an sich selbst sind und kein Mittel zum Zweck. Mit jeder veganen (Konsum)entscheidung bekennen wir uns zu diesem Gebot, es ist ein Dienst an den Werten, denen wir uns verpflichtet fühlen, und es ist eine Botschaft an die Welt zugleich, die eine neue Wirklichkeit schaffen soll. Theodor Adorno, der eigentlich eher ein Skeptiker war, was Weltverbesserung anbelangt, formulierte es so: Man sollte, soweit das nur irgendwie möglich ist, so leben […] wie man in einer befreiten Welt glaubt leben zu sollen, […] mit all den unvermeidbaren Widersprüchen und Konflikten, die das nach sich zieht, versuchen, die Existenzform vorwegzunehmen, die eigentlich die richtige wäre. (7)

Nun ist es aber eine unbestreitbare Tatsache, dass es überaus menschlich ist, an ethischen Ansprüchen zu scheitern. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach, so heißt es schon in der Bibel. Je nach äußerer Situation und Persönlichkeit gelingt es leichter oder eben nicht. Am ehesten hat noch Strafbarkeit und Strafverfolgung die Wirkung, dass die Leute brav bleiben.

Sozialer Druck und der Wunsch, dazuzugehören, wirken kaum weniger intensiv auf das Individuum ein, sich Verhaltensstandards anzupassen. Schwer haben es diejenigen, deren ethische Überzeugung von der herrschenden Meinung abweicht, auch, wenn sie deren Mindeststandards übertrifft. Die angepassten Leute mögen es nie, geht man andere Wege als sie. Es erfordert bereits eine erhebliche Willensstärke, in einer so Grundsatzfrage wie beim Essen aus der Reihe zu scheren und auch wenn es diesbezüglich in den letzten Jahren viel leichter geworden und die Gruppentoleranz gewachsen ist, gehört schon einiges an Willenstärke dazu, sein Essverhalten seinen Werten und nicht mehr dem Gruppendruck anzupassen. Der Wunsch, dazuzugehören, ist ein zentrales Bedürfnis sozialer Individuen.

Corona stellt dieses Individuum vor weitere Herausforderungen. Zwar gibt es (noch) keinen Impfzwang, aber die Angst vor dem Virus und der wachsende öffentliche Druck auf das Individuum, sich impfen zu lassen, ist nicht zu unterschätzen. Hier wirken mächtige Kräfte auf das Individuum ein, vor denen ethische Ansprüche leicht ins Hintertreffen geraten. Und je nach persönlicher Konstitution und den äußeren Umständen geraten Ego, sozialer Zusammenhalt und unser Gewissen in einen Konflikt und tatsächlich werden dabei die Meisten am ehesten das Gewissen preisgegeben, weil es am leichtesten fällt und obwohl es uns unserer größten Kraft beraubt.

Dieses Dilemma, wenn Gewissen, Ego und soziale Bindung in einem (scheinbaren) Widerspruch steht, konstruktiv zu lösen und nicht zulasten einer der drei wesentlich Aspekte im Leben, ist wohl eine der größten Herausforderungen, vor denen wir generell stehen und es ist wesentlich für uns persönlich und für unsere Gestaltungskraft als vegane Community, diesen Mechanismus zu begreifen und zielführend zu überwinden. Wie aber geht das?

Als Veganer haben wir bezüglich der Coronaimpfung scheinbar nur drei Handlungsoptionen.

1. Das Ego als Gewinner. Der Virus macht mir Angst, ich will mich schützen, Pech für die Tiere aber ich bin mir eben wichtiger als ein Kälbchen, ein Hai, ein Rhesusaffe oder gar die Maus im Labor, die ich nie persönlich kennengelernt habe. Ich bin mir wichtiger als meine Werte. Diese Entscheidung ist narzisstisch.

2. Der soziale Zusammenhalt als Gewinner. Der sozialen Gemeinschaft signalisiere ich meinen Zugehörigkeitswunsch, indem ich mich impfen lasse und passe mich an und opfere dieser Anpassungsleistung mein Gewissen. Diese Entscheidung ist opportunistisch. Version 1 und 2 opfern gleichermaßen den Wert vegan. Manche Schlaumeier verschleiern dabei den egoistischen Verrat der Werte oder die soziale Unterwerfung als Dienst am Menschen. So was nennt man Heuchelei.

3. Das Gewissen als Gewinner. Ich lasse mich nicht impfen und gebe meiner Angst nicht nach (was umso leichter fällt, je weniger ich aufgrund meines Alters und meines Gesundheitszustandes gefährdet bin, oder je mehr ich davon ausgehe, dass die Impfung für mich gefährlich ist). Dafür bin ich bereit, die soziale Bindung aufzugeben und die Botschaft auszusenden: meine Werte sind mir wichtiger als mein Gegenüber. Diese Entscheidung ist zwanghaft und rigide.

Es scheint also, als ob wir aus der Nummer nicht anständig und mit geradem Rücken herauskommen können, sondern Entweder als Narzisst, als Opportunist oder als rigider, abstoßender Moralapostel. Wie man es auch dreht und wendet, scheinen wir immer einen hohen Preis für diese Entscheidung zahlen zu müssen

Als Narzisst wählen wir den Halt in uns selbst und das schwächt uns mehr als alles andere, auch wenn es gerade äußerst populär ist, uns einzureden, mit der Liebe zu uns Selbst hätten wir den Stein der Weisen für ein glückliches Leben gefunden. Halt gibt uns tatsächlich nur unsere Orientierung an Werten und unsere soziale Einbindung.

Als Opportunist geben wir unsere Werte auf und verraten uns selbst in diesem Akt der Überanpassung und Aufgabe der Werte. Wir entscheiden uns, Objekt zu sein und uns als Subjekt aufzugeben. Unser Gewissen ist entscheidender Bestandteil unseres Seins. Im Ergebnis werden wir verraten und enttäuscht werden, denn diese Aufgabe unseres Gewissens wird als Unterwerfung registriert und ausgenutzt werden.

Als rigider Moralapostel spalten wir uns von der sozialen Gemeinschaft ab und werden nur noch uns selbst gerecht. Wir werden letztlich niemanden für unsere vegane Botschaft gewinnen und den veganen Virus nicht mehr als Superspreader in der Welt verteilen können, denn überall lernt man nur von dem, den man liebt und der Moralapostel hat alles Liebenswerte, Großherzige verloren, die ihn zu einem erfolgreichen Botschafter des Guten macht. Er wird nicht mehr für seine Moral bewundert, sondern allenfalls für seine Strenge gefürchtet. Für einen selbst führt dies schnell auch in selbstschädliche Überforderung. „Alle, die edler sein wollen, als ihre Konstitution es ihnen gestattet, verfallen der Neurose“, konstatierte schon Freud treffend. (8) Auch nicht wirklich Sinn der Sache.

In diesem Spannungsfeld befindet sich das Thema vegan und Impfen also tatsächlich. Ein erwachsener und verantwortungsvoller Umgang damit ist die Herausforderung an uns alle: Wie lösen wir das scheinbare Dilemma zwischen Ethik, menschlicher Psyche und unserem Auftrag, die Sache der Tiere erfolgreich voranzutreiben, da vegan ja eben keine Privatangelegenheit ist, sondern den elementarer Anspruch der Tiere auf ein freies, unversehrtes Leben ausdrückt, und der seinen Wert dadurch erhält, indem man ihn durchsetzt.

Was können wir tun?

1) Wir fordern gemeinsam vegane Impfstoffe ein und das unabhängig davon, wie wir zur Corona-Impfung oder zur Impffrage an sich stehen. Im Idealfall bezieht sich das auf die Umstände der Erforschung als auch auf die Produktion an sich, zumindest aber auf die Produktion, genauso, wie wir nicht wollen, dass unser Obstsaft und unser Rotwein nicht mit der Fischblase geklärt wurde. Damit drücken wir unseren gegenseitigen Respekt und unseren Zusammenhalt aus: die Impfbefürworter machen geltend, dass sie ihre Glaubens- und Gewissensfreiheit respektiert sehen wollen. Die Impfgegner unterstützen diesen berechtigten Anspruch der impfwilligen Veganer. Wer das für grotesk hält: in Frankreich sind Medikamente mittlerweile aufgrund des Drucks der Muslime halal und enthalten zum Beispiel Gelatine nur noch von geschächteten Rindern. Wie lange wollen wir Veganer eigentlich noch mit dieser naheliegenden Forderung warten, dass unserem ethischen Anspruch genüge getan wird?

2) Entsprechend aufgestellte größere Verbände entwickeln eine ethische und quellenbasierte Argumentation für eine Prozessstrategie und bieten Prozesshilfe an für impfunwilligen Veganer – sollte eine Impfpflicht eingeführt geben. Eine Impfverweigerung auf Basis des Art.4 GG (Glaubens- und Gewissensfreiheit) wird als erfolgversprechender gewertet als andere Ansätze (wie das Recht auf Unversehrtheit) und führte beim tschechischen Verfassungsgericht bereits zum Erfolg.

3) Wir lassen uns über die Impffrage nicht auseinanderdividieren. Das ist eine Frage der gebotenen Wertehierarchie. Die Tiere sind auf jeden von uns angewiesen und es liegt an uns, dass wir diesen Wert in Ehren halten vor allem anderen. Burgfrieden zu halten ist machtstrategisch ein ehernes Gesetz.

4) Wir sollten aufhören, das Verbrechen an den Opfern nicht zu einer persönlichen Gewissensentscheidung herunterrechnen. Das Gebot, Tiere nicht zu benutzen, gilt als absoluter ethischer Anspruch an die Welt und ist nicht nur unsere Privatmeinung und Privatentscheidung. Es kommt darauf an, Haltung einzunehmen, im richtigen wie in falschen Entscheidungen. Das Unrecht als Unrecht zu benennen, auch wenn wir es bewusst begehen. Wir sollten uns gegenseitig nicht zur Perfektion nötigen, sondern zur Loyalität den Werten gegenüber.

5) Wir sollten uns nicht impfen lassen. Wenn uns aber diese Gewissens-Entscheidung überfordert, sollten wir zumindest zu unserem Bekenntnis stehen, dass es ein Unrecht ist, Tiere für Impfstoffe zu foltern und zu ermorden, und kommunizieren, dass wir die Entscheidung, uns impfen zu lassen, gegen unser Gewissen treffen. Unsere Kraft liegt nicht in unserem Perfektionismus, sondern in unserem unverrückbaren Bekenntnis. An seinem ethischen Anspruch zu scheitern bedeutet nicht, dass der ethische Anspruch kleingeredet oder gar aufgegeben werden muss.

Das Christentum kann uns hier hervorragende Orientierung sein, immerhin ist über die Zeit aus einer Vision von einem guten Leben eine überaus erfolgreiche Mission geworden. Auf der Basis der christlichen Idee erwuchs ein moralisch weltprägendes Machtkonstrukt, da lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Das Konzept dahinter ist so einfach wie genial, es hält seinen moralischen Anspruch mit den 10 Geboten unantastbar und absolut, bietet aber der riesigen Gemeinde an Sünderleins, die in der Lebenswirklichkeit an diesem Anspruch immer wieder scheitern, den Beichtstuhl an. Die Vergebung durch den Priester erfolgt nach Reue und Beichte und drei Vaterunsern. Auch Atheisten pflegen im Normalfall – Psychopathen und Narzissten mal ausgenommen – bestimmte Rituale im zwischenmenschlichen Miteinander, wenn sie sich am Anderen schuldig machen. Sie zeigen Einsicht, Reue und bitten um Verzeihung. Und sogar unser Strafrecht sieht vor, die Reue des Straftäter strafmildernd zu berücksichtigen.

Wer sich also trotz allem in der Impffrage gegen die Sache der Tiere und zur Coronaimpfung entscheidet, ehrt seine Werte, indem er Buße tut. Zum Beispiel durch die Übernahme einer Patenschaft für ein Kälbchen bei Rüsselheim oder einem Huhn bei Animal Central. Oder, indem man einen großen Sack Taubenfutter kauft und es den Coronaopfern in den Städten zur Verfügung stellt. Es gibt viele Möglichkeiten, den Tieren unmittelbar etwas zu geben als reuevolles Bekenntnis, sich in der Impffrage gegen sie entschieden zu haben.

Es kommt nämlich nicht darauf an, wer wir sind, sondern darauf, was wir tun und dass wir gut und böse dabei nicht verwechseln. Nicht der Heiligenschein verleiht uns das Zugangsrecht zum Veganismus, sondern die tiefe Überzeugung und das ehrliche Bemühen.

Der Ausverkauf der Tiere im Coronajahr

Gott ist tot.

Und Ihr habt ihn getötet.
Vor einem Jahr wurde das Sakrileg begangen, die Tiere auf dem Altar des neuen Götzen Corona zu opfern. Ab heute wird Bilanz gezogen über den Ausverkauf der Tiere in diesem Coronajahr, höchstpersönlich vollzogen durch die Säulenheiligen der veganen Tierschutzliga.

Unter dem Label von Gott hat man Gottes Kinder gefickt.

Die Autorin:

Sie wurde vegan in Zeiten, als man den Tofu noch mit dem Faustkeil bearbeitete. SilkeRuthenberg ist seit über 40 Jahren Vegetarierin, seit über 35 Jahren lebt sie vegan. In den 90er Jahren hat sie maßgeblich Tierrechte und Veganismus zu einem öffentlichen Thema gemacht. In diesem 5teiligen Podcast analysiert sie Verrat und Werteverfall anhand von vier Beispielen, nicht ohne aufzuzeigen, wie man in diesen Zeiten auch in Impffragen Haltung zeigt und das Tierrecht und die veganen Werte hochhält – so wie es die Tiere verdienen.

Links

1 https://www.rnd.de/panorama/corona-forschung-warum-kaum-jemand-uber-tierversuche-spricht-QLMQHLO7SVEARPOFGXGKSY2VCY.html

2 https://www.ecowoman.de/koerper-geist/gesundheit/es-gibt-keine-vegane-impfung-2820

3 https://www.derstandard.at/story/2000126105521/warum-in-impfungen-haie-stecken-und-welche-alternativen-es-gibt

4 https://www.rtl.de/cms/umweltschuetzer-warnen-corona-impfung-koennten-halbe-million-haien-das-leben-kosten-4621160.html

5 https://laborjournal.de/rubric/essays/essays2019/e19_16.php 6 https://www.saechsische.de/coronavirus/engpaesse-bei-corona-impfstoff-zutaten-5396620.html

7 Theodor W. Adorno, Probleme der Moralphilosophie, Vorlesung aus Sommersemester 1963, Vorlesungen Band 10, hrsg. von Thomas Schröder, Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2010, S. 9

8 Siegmund Freud, Die kulturelle Sexualmoral und die moderne Nervosität, GW, Band VII, S. 154

Über die Gefühle und Gedanken der Tiere – veganmania/Ostern vegan

Buchvorstellung:

Wer bist Du?

Über die Gefühle und Gedanken der Tiere

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Silke in Aktion

Es gibt zwei starke Gründe, den anderen Tieren ihre Rechte zurückzugeben, die ihnen mit der Macht der Tyrannei und der Hybris vorenthalten werden: Wer keine Rechte hat, dem ergeht es schlecht auf dieser Welt. Wir brauchen nur in die Ställe schauen, die Schlachthofe, Zoos und Zirkusse und auch die Privathaushalte mit den in Käfigen lebendig begrabenen Meerschweinchen und Kanarienvögeln, dann sehen wir die Folgen von Rechtlosigkeit.
Der zweite Grund, den anderen Tieren ihre Rechte zurückzugeben, ist ein nicht minder starker: Sie sind es wert. In ihrer Klugheit, ihrer Schönheit und in ihrer Sensibilität.

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Laura Schneider („Marienhof“) hat Silke Ruthenberg auf der Veganmania Ostern 2018, München, zu diesem Thema interviewt. Hier das ganze Interview in drei Teilen.

Das Buch mit etwa 300, zumeist wissenschaftlichen Belegen für die Klugheit und Sensibilität von der Muschel bis zum Menschenaffen erscheint Ende April im Buchhandel.

Aktivisten durften für Filmaufnahmen in Zuchtbetrieb eindringen – ZEIT ONLINE

ANIMALPEACE:

Das Urteil darf nicht vergessen lassen, dass auch Betriebe, die sich an Recht und Gesetz halten, reine Foltereinrichtungen sind.

EIN Gericht, untertreibt DIE ZEIT.

Es ist immerhin die höchste Instanz der Bundesländer-Gerichte (darüber gibt es nur noch den Bundesgerichtshof) und es hat die Urteile der zwei untergeordneten Instanzen bestätigt und damit das maximale geleistet, was ein Gericht bei der geltenden Rechtslage für die Tiere leisten kann: es hat einen „übergesetzlichen Notstand“ angenommen, wenn Tierschützer sich Zutritt in Ställe verschaffen und damit prinzipiell einen Hausfriedensbruch begehen, um Rechtsbrüche zu dokumentieren.
Dies geschieht in Zeiten, in denen in den GROKO-Verhandlungen eine verschärfte Bestrafung von Stall“einbrüchen“ anvisiert wurde, und macht Hoffnung, dass in Zeiten des Backlashs noch nicht alles verloren ist.

Andererseits: Das Urteil darf nicht vergessen lassen, dass auch Betriebe, die sich an Recht und Gesetz halten, reine Foltereinrichtungen sind. Bis jetzt ist es nicht gelungen, dies in ausreichendem Maß medial darzustellen. Wie es schon vor 25 Jahren war, wird die Folter fälschlich medial als „Missstand“ – und damit als Ausnahme – dargestellt und letztlich bewegt sich auch dieses Gerichtsurteil in diesem Denkrahmen. Dies impliziert, dass es meistens ja doch ordentlich zuginge. Die verschleiert in fataler Weise den Umstand, dass das Verbrechen legitimiertes Prinzip ist und nicht etwa eine Ausnahme und dabei muss man noch nicht mal von einem tierrechtlerischen Ansatz ausgehen. Die gesetzlichen Vorgaben bedeuten für die Betroffenen Folter und diese quält unabhängig davon, ob sie gesetzmäßig ist oder nicht.

Letztlich baut diese Denken auf einem diskriminierenden Tierbild auf, das Tieren wesentliche Bereiche der Leidensfähigkeit abspricht und rein auf die Fähigkeit zum körperlichen Schmerz reduziert. Des leugnet die vielen anderen, psychischen Aspekte des Leidens: die depressionsauslösende Wirkung von Ausweglosigkeit und Reduzierung des Lebens auf banalste Vorgänge: Schlafen, Essen, Ausscheiden. Es leugnet die Wichtigkeit von Glückserlebnissen für ein erfülltes Leben, die freie Gestaltung von Sozialbeziehungen, die Bedeutung von Freizügigkeit, von Selbstbestimmung statt völliger Kontrolle, vom Aspekt, reiche Erfahrungen zu machen und so vieles mehr. Hühner, Schweine, Rinder sind mehr als schmerzempfindende Lebewesen, sie sind Personen, die komplex denken und fühlen. Jede Reduzierung auf den Aspekt „Schmerz“ hält sie automatisch in Kategorien fest, die ihre Vielschichtigkeit leugnet. Mit diesem Tierbild werden wir uns (für die Tiere) nicht einen Millimeter voran bewegen.

Der andere Haken an der Sache ist, dass durch die Legalisierung der Recherche der Angelegenheit das Heldenhafte genommen wird und damit ein wesentlicher Aspekt seiner öffentlichen Wirkkraft. Kein Mensch mit der Fähigkeit zum grundsätzlich moralischem Denken wird in einem Tierschützer einen Verbrecher sehen, nur weil er Massentierhaltungsquälerei öffentlich gemacht hat. Im Gegenteil unterstreicht eine Verurteilung die Glaubwürdigkeit der Helden, die es auf sich nehmen, persönliche Opfer zu bringen, um das Verbrechen publik zu machen. Dies wird durch ein solches Urteil genommen.
In erster Linie ist das Urteil deshalb ein persönliches Glück für die Aktivisten, die vor Gericht standen. Für sie freuen wir uns und gratulieren von Herzen zu diesem Sieg.

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Tierschutz: Aktivisten durften für Filmaufnahmen in Zuchtbetrieb eindringen

Ein Gericht hat drei Tierschützer vom Vorwurf des Hausfriedensbruchs in einem Zuchtbetrieb freigesprochen. Sie hatten dort Missstände bei der Schweinezucht dokumentiert.
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Das Oberlandesgericht (OLG) Naumburg in Sachsen-Anhalt hat Freisprüche für mehrere Tierschützer vom Vorwurf des Hausfriedensbruchs bestätigt, die zur Dokumentation von Missständen in einen Zuchtbetrieb eindrangen. Laut einer Mitteilung verwarf das OLG die Revision der Staatsanwaltschaft und folgte damit den Vorinstanzen. Das Tierwohl sei im vorliegenden Fall deutlich höher zu bewerten als das verletzte Hausrecht, hieß es zur Begründung. Die Freisprüche haben damit Rechtskraft.

Die drei angeklagten Mitglieder einer Tierschutzorganisation waren im Jahr 2013 in zwei Sommernächten in einen Zuchtbetrieb eingedrungen, in dem sie Missstände unter anderem bei der Haltung von Schweinen vermuteten. Sie kletterten dazu über die Umzäunung und erreichten das Innere der Ställe durch geöffnete Türen.

Dort dokumentierten sie Verstöße gegen die Haltungsvorschriften. Das Videomaterial legten sie später den zuständigen Behörden vor und erstatteten Strafanzeige gegen die Verantwortlichen. Bei Kontrollen wurden schließlich diverse Verstöße gegen die Vorschriften festgestellt.

Bereits in erster Instanz sprach das Amtsgericht Haldensleben die Angeklagten frei. Eine Berufung der Staatsanwaltschaft verwarf dann das Landgericht Magdeburg. Es sah zwar den Tatbestand des Hausfriedensbruchs erfüllt, die Verletzung des Hausrechts sei aber unter dem Gesichtspunkt des Notstands gerechtfertigt gewesen.

Dem folgte nun auch das OLG Naumburg, indem es einen sogenannten rechtfertigenden Notstand feststellte. Die Tat sei zur Abwendung von Gefahr erforderlich gewesen, weil mit einem Eingreifen der zuständigen Behörden ohne die Filmaufnahmen nach vorherigen Erfahrungen nicht zu rechnen gewesen sei.

Deshalb bin ich gegen Menschenrechte – ANIMALPEACE

Menschenrechte und Tierrechte

Ein Ding oder ein Widerspruch in sich?

Tierrechte und Menschenrechte werden gern in einem Atemzug genannt. Wohlgemerkt von Tierschutzbewegten und praktisch nie von Menschenrechtsaktiven. Allein das macht die These verdächtig, ob dahinter wirklich eine sinnvolle Analogie steckt oder es allenfalls nur eine schwachsinnige, vielleicht sogar im Kern schädliche Phrase ist.

Um dieser Frage nachzugehen, ist eine Begriffsklärung im Vorfeld sinnvoll. Menschenrechte sind zunächst subjektive Rechte, die jedem Menschen gleichermaßen “aufgrund seines Menschseins” zustehen. Dazu gehören das Recht auf Leben, auf Freiheit, auf Unversehrtheit, auf Schutz vor Diskriminierung, Folter und einiges mehr. Praktisch alle Staaten der Welt anerkennen die Menschenrechte prinzipiell! Sie sind Bestandteil des Grundgesetzes und Internationaler Deklarationen. In den meisten Ländern werden Verstöße gegen Menschenrechte sanktioniert mit teils erheblichen Strafen. Menschenrechte müssen nicht gefordert werden. Sie existieren!

Wenn wir von Tierrechten sprechen wird bereits die Definition schwieriger. Viele “Tierrechter” meinen, sie seien “Tierrechtler”, weil sie bessere Schutzgesetze für Tiere fordern, die deren Leiden abschaffen. Historisch kam der Begriff aber mit einer anderen Konnotation und einer anderen Anspuchshaltung auf: Tierrechtler fordern für die Tiere (zumindest für die denkenden, fühlenden unter ihnen, also diejenigen mit Bewußtsein) subjektive Rechte in Analogie zu dem Menschenrechten, konkret zumindest das Recht auf Leben, Freiheit, Unversehrtheit, ganz einfach, weil sie ein vergleichbares Interesse an solchen Rechten haben wie Menschen. (Anmerkung: Tierschutzgesetze legen die Rechte des Menschen am Tier fest, NICHT Tierrechte. Selbst ein allerbestes Tierschutzgesetz räumt Tieren keine Rechte ein, sondern beschränkt nur die Verfügungsgewalt des Menschen. Tierrechte gibt es nirgendwo auf der Welt. Kein einziges Tier von der Muschel bis zum Schimpansen hat auch nur ein einziges Recht. Nirgendwo..

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Aus dieser Begriffsdefinition ergibt sich bereits, dass das Nennen beider Begriffe in einem Atemzug die wesentliche Realität dazu verschleiert. Aber das Problem geht noch tiefer.

1.) Menschen SIND Tiere, sie sind EINE Art von weit mehr als einer Million Tierarten. Von Menschen und Tieren zu sprechen ist so sinnvoll wie von Birken und Bäumen, Rosen und Blumen, Löwen und Säugetieren, Menschen und Frauen/ Schwarzen/ Russen. Hier wird ein Gegensatz unterstellt, der de fakto nicht da ist, da die eine Gruppe implizit Bestandteil der anderen Gruppe ist, was mit der Auseinanderdividierung aber verschleiert wird, noch schlimmer: indirekt sogar bestritten wird. Das geschieht natürlich mit der Absicht, fälschlich zu suggerieren, Menschen wären gar keine Tiere, oder bestenfalls ein ganz besonders Tier, das keinesfalls mit den anderen in einem Atemzug genannt werden darf. Diese Botschaft wird der Floskel untergeschoben und dann in der ständigen Praxis zur ideologischen Realität ohne tatsächliche Substanz. Der Wendung “Menschen und Tiere” ist bereits Propaganda gegen Tiere.

2.) „Menschenrechte“ ergeben sich allein aus der Zugehörigkeit zur Art Mensch – so wird es begründet. Egal, wie dieser Mensch beschaffen ist, hat er dieses Recht per se. Weil er eben Mensch ist. Es ist also de facto nur ein Feudalherrenprivileg, ein selbstverliehenes Sonderrecht für die herrschende Art auf Grundlage einer gigantischen Diskriminierung aller anderen Arten, denen dieses Recht vorenthalten wird. Kraft einer moralisch irrelevanten, metaphysischen Annahme “Besonderheit der Zugehörigkeit zu einer Art” werden diese Rechte verliehen. Groteskerweise bzw. logischerweise ist hierbei die begünstigte Spezies gleichzeitig Partei und Richter in einer Person: es sind Menschen, die sich selbst Rechte verleihen und den Nichtmenschen diese Rechte vorenthalten. Ätsch. Das Menschenrecht ist damit das Rechtsverständnis einer Bananenrepublik. Dies ist umso pikanter, weil der Grundidee des Rechts die Absicht vorausgeht, dem “Recht des Stärkeren” aus Gerechtigkeitserwägungen etwas Wirksames entgegenzusetzen und eben den Schwächeren vor dem Stärkeren beschützen soll und nicht den Starken zusätzlich priviligieren. Das Menschenrecht tut das Gegenteil: es begünstigt den Sieger. Es ist Zweiklassenjustiz. Es ist Diskriminierung par excellence. Privilegien zementieren Ungerechtigkeiten zu geltendem Recht. Das Menschenrecht ist in seinem Kern faschistisch und gehört als ein solches abgeschafft, weil es eine in Gesetzform gegossene Diskriminierung aller fühlenden, denkenden Individuen ist, die der priviligierten Art nicht angehören,nur weil sie dieser Art nicht angehören. Aus diesem Grund MUSS ein Tierrechtler Menschenrechte ablehnen und ihre Abschaffung einfordern.

3.) Die Unterstellung, man müsse für Menschenrechte sein, um Tierrechte fordern zu können, verschleiert die Wirklichkeit in einem zentralen Punkt: Menschen haben Rechte, alle anderen Tierarten haben KEINE Rechte. Wenn Menschen diese Rechte verweigert werden bzw. gegen diese Rechte verstoßen wird (durch staatliches Handeln, diskriminierende Gesetze oder durch Verbrechen), dann leiden sie im UNRECHT. Das ist nicht unbedingt ein Trost und oft ist trotzdem Hilfe fern, aber darin liegt ZUMINDEST die Anerkennung, dass ihnen UNRECHT geschieht. Alle anderen Tiere leiden ZURECHT, im RECHT. Darin liegt auch die völlige Aussichtslosigkeit darauf, dass ihnen Recht widerfahren kann! Das beste, was ihnen geschehen kann, ist ein Gnaden und wir wissen, wie gering selbst diese Aussichten sind. Sie leiden ZUDEM unter der Gewalt derer, die Rechte haben. TÄTER haben RECHTE. Menschenrechte. Und fast alle Menschen sind Täter! Diejenigen Tierschützer und Tierrechtler, die immer das Menschenrecht so hoch halten, betreiben Opferverrat und übelsten Täterschutz, ein Schutz von Tätern, die keine Strafe befürchen müssen, also die allerfeigsten Täter überhaupt.

4.) Wer “Menschenrechte” fordert – was in sich ja schon falsch formuliert ist, da es sich dabei allenfalls um die DURCHSETZUNG von BESTEHENDEN Menschenrechten handelt, da es Meschenrechte ja schon gibt – fordert Rechte für TÄTER und PRIVILIGIERTE ein – fast in allen Fällen. Das ist gutes Recht, mag in manchen Fällen auch angebracht sein und steht unabhängig und für sich als Herausforderung in der Welt. Es geht hier also nicht um rethorisch trickreiches Aufrechnung und gegenseitiges Ausspielen von Verlierern. Dies aber mit der Forderung nach Tierrechten zu verknüpfen – die es ja eben nicht gibt und eben eine echte Forderung darstellen – nennt Dinge in einem Atemzug, die nicht zusammengehören und die das Schicksal der Tiere unerträglich relativiert bzw. verharmlost. Was würde man wohl rückwirkend über Leute sagen, die bei den Protesten von ausgebeuteten Arbeitern im Industriezeitalter Schilder hochhalten würden mit dem Text: „Fabrikbesitzer haben auch Rechte“ und in “Arbeiterrechte” eine Diskriminierung des Fabrikbesitzers vermuten würden. Ich bin sicher: wer das bei den Arbeiteraufständen getan hätte, hätte sein leben riskiert und das Zurecht. Es wäre Kollaboration mit dem Feind. Genau das tun Leute, wenn sie von Tierrechtlern das Menschenrechtsbekenntnis abverlangen.

5.) Es gibt noch einen weiteren Punkt, Menschenrechte abzulehnen. Rechte zu haben macht rasch BLIND für die Folgen von Rechtlosigkeit. Dh. eben auch, dass das Menschenrecht blind macht für die Folgen der Rechtlosigkeit für Tiere. Die Gewalt gegen Tiere mit ihren Milliarden Gesichtern und Schicksalen ist allein die Folge der prinzipiellen Rechtlosigkeit. Wir Menschen wissen nicht (mehr), wie es sich anfühlt, rechtlos zu sei. Und welche ungeheure Schutzmacht von Rechten ausgeht, weil wir sie nämlich allzuselbstverständlich in Anspruch nehmen. Das Menschenrecht erschwert die Verwirklichung von Tierrechten, es ist sogar ein Grund, es anderen Arten zu verweigern. Einen “gerechten Staat” entwirft man nicht als per se egoistisches Triebwesen, wenn man schon vorher weiß, dass man zu den Priviligierten gehört. Nicht umsonst sprach John Raws vom “Schleier des Nichtwissens” als Voraussetzung für die Entwicklung eines gerechten Gesellschaftsordnung. 

Fazit: Wer Tierrechte=Menschenrechte proklamiert, verhöhnt die Milliarden rechtlose Individuen und den Genozid an ihnen. Wer Tierechte will fordert die Abschaffung des Fedalherrenprivilegs Menschenrecht. Das Recht auf Leben, Freiheit, Unversehrtheit, Schutz muss allen Arten zustehen. Nur dann ist es ein Recht und kein Privileg des Machthabers.

Deshalb bin ich gegen Menschenrechte. Deshalb bin ich für Grundrechte für alle fühlenden, denkenden Individuen. Niemand darf aufgrund seiner Artzugehörigkeit benachteiligt oder bevorzugt werden. 

Silke Ruthenberg

ANIMALPEACE

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Das Storytelling der Qualitätspresse – so geht´s – ANIMALPEACE

Silke Ruthenberg

Noch ein paar letzte Worte zum verschissenen Kackartikel in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG

Nein, wir dementieren nicht! Wer denkt, ANIMAL PEACE würde sich wie die TIERSCHUTZPARTEI die Mühe machen, den verschissenen Kackartikel in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zu widerlegen, denkt falsch.
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Wir werden uns hüten, auch weiterhin. Trotzdem sind wir noch nicht fertig damit. Es muss noch etwas gesagt werden, nämlich das hier:
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Das Storytelling der Qualitätspresse – so geht´s

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Medienarbeit läuft anders herum, als Lieschen Müller sich das so vorstellt. Am Anfang steht der Wille zum Ziel. In der Mitte wird die Story geschrieben wie das Drehbuch zu einem Film. An Ende dann die Suche nach Belegen, das Einsammeln von O-Tönen und Bildern, die die Zielvorgabe bedienen und vor allem beim Leser den Eindruck erzeugen sollen, das Urteil stünde am Ende einer Recherche und nicht am Anfang.
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Das Ziel von Jan Stremmel und der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG war es, den Eindruck zu erwecken, der Tierschutz/ das Tierrecht habe sich mit Rechtsradikalen verpaart (die einen aus Blödheit, die anderen aus Berechnung), und als argumentative Basis für den Verdacht wird das verschwörerische Geraune der Internetplattform INDYVEGAN herangezogen, die seit Jahren anonym mit pseudolinken Deutungen erfolgsauffällige Tierrechtler/ Veganer diffamiert. Diffamierte, denn INDYVEGAN gibt es nicht mehr. Website und fb-Auftritt wurden unmittelbar nach Erscheinen der Reportage vom Netz genommen. Na, sowas.
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Die geile Story des Jan Stremmel stand schon vor der ersten Kontaktaufnahme fest, dies bestätigt Matthias Ebner von der Tierschutzpartei in seiner Stellungnahme und das war auch mir klar, als hier die Interviewanfrage einging: „(…) ich bin Journalist der SZ und arbeite gerade an einer Geschichte über Tierschutz in Deutschland. Dafür würde ich auch gerne mit Ihnen sprechen. (…).“ Man muss schon auf der Brennsuppe dahergeschwommen sein, um hier nicht den Willen zum Verriss zu erkennen. Deshalb habe ich Jan Stremmel – die Kurzrecherche im Internet ergab als verdächtiges Fundstück ein kleines Machwerk gegen Veganlabels – umso lieber zu mir nach Hause eingeladen. Wenn man die Welt verändern will, ist der Widerspruch die Bestätigung, nicht der Applaus. Die Feinde sind mir noch immer die Liebsten gewesen.
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Von eineinhalb Stunden Gespräch im Stil „INDYVEGAN-Vorwurf – dezidierte Gegenrede“ blieb neben Drahthaaren (hart wie Kruppstahl, ich schwör´s), einem Hitlerbild an der Wand und etwas lalala als einziges Argument der falsch zitierte, vor allem aber vom Sinnzusammenhang isolierte und damit letztlich unverständliche Satz „Einem Rind ist es doch völlig wurscht, ob ein Linker oder ein Rechter es isst!“ Dabei habe ich mir echt Mühe gegeben.
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Wenn Interessen auf den Geist losgehen!

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Es lohnt nicht, auch nur einen einzigen Satz zu den Anschuldigungen zu verlieren. Wer sich verteidigt, klagt sich an, sagt das Sprichwort weise, und außerdem wäre es nur ein Ausdruck gekränkter Eitelkeit, die Scheißhausparolen mit Gegenargumenten zu adeln. Es geht nämlich nicht darum. Es geht einzig und alleine um das Interesse, diese unsere Botschaft in einem Rahmen festzuhalten, in dem sie verzweckt werden kann und verwertbar bleibt. Der Werdegang der Veganismus – einst der zum Verhaltensprinzip erhobene Respekt vor dem natürlichen Lebensrecht der Tiere, heute Lifestyleprodukt, angesiedelt zwischen Selbstoptimierung, Selbstdarstellung und ungefährlicher, pseudokritischer Meinungsäußerung zur Massentierhaltung und ihrer Massenfolter und des ethischen Markenkerns beraubt – steht symptomatisch dafür. Vegan heute ist Verzweiflung und Kapitulation vor der Urideee – was die mit Aldi-Sojawürsteln und veganer Ben&Jerry-Eiscreme Korrumpierten nicht mal mehr spüren, sondern ernsthaft als Erfolg wahrnehmen.
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Verzweckt wird auch der Tierschutz, denn Tierschutz und sein Grundgedanke bewegen sich im Spektrum akzeptierter Meinungen. Gerade erschien in der FAZ eine wortgewaltige Abrechnung mit dem Prinzip der Massentierhaltung, selbst der konservativste Mainstream fühlt sich heute auch dem Wohl des Schweins verpflichtet – zumindest als Lippenbekenntnis. Mit Tierschutzpositionen kann man Bestseller schreiben wie Jonathan Safran Foer oder Richard David Precht, man kann Spenden generieren; Robben und Wale und eben nicht Umweltschutz machten Greenpeace zu einer Macht. Was Jan Stremmel schrieb von den Nationalsozialisten, die sich propagandistisch an Tierschutz und Tierliebe bedienten, ist richtig, nur heute spielt sich der linke Flügel als Zerberus der Tierschutzszene auf und hält die Sache der Tiere in Geiselhaft. Am Geschäft mit dem Tierschutz haben viele Interesse. Auch, weil Tierschutz die entscheidenden Fragen eben nicht stellt, die es für einen verändernden Widerspruch benötigt, und damit das Thema über Scheindebatten in die Wirkungslosigkeit kanalisiert.
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Um den verschissenen Kackartikel von Jan Stremmel richtig einzuordnen, muss man tiefer graben und vor allem verstehen, dass Medien auch nur Interessen verfolgen, Volksaufklärung ist da Nebenschauplatz. Hier ist es das Interesse, das Tierrecht in etwas Nichtdenkbares zu verwandeln – für wen auch immer. Es reichen als mögliches Motiv dafür ja schon die Fressvorlieben eines Lohnschreibers.
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Stigma und Selbstzensur – wie totalitäre Systeme Meinung steuern

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Zuckerbrot und Peitsche zur Unterwerfung der Masse unter herrschende Verhältnisse funktionierte nicht nur im bolschewistischen Russland, wo jene, die sich nicht ausreichend von überführten „Volksfeinden“ distanzierten, selber in Gefahr gerieten, während die anderen, die sich hinreichend an der Hatz beteiligten, im öffentlichen Ansehen aufstiegen. Hier und heute in unserem, nicht minder totalitärem Schweinevernichtungssystem spielt sich das so ab: Wenn es um die Erlangung und Verteidigung der Deutungshoheit geht, wird die unerwünschte Meinung nicht einfach bekämpft, denn das würde sie nur groß machen. Sie wird in ein Undenkbares verwandelt, indem man die psychische und soziale Person ihres Trägers zum Schlachtfeld macht und zerstört und ihr gleichzeitig jede Ehrung als Märtyrer vorenthält. Für die Wahrheit zu sterben, ist kein Heldentod. Es hat damit jeden Glanz verloren, für eine unerwünschte Meinung einzustehen. Man kann nur verlieren, aber nichts ist zu gewinnen.
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Diese Signale werden verstanden. Auch von Journalisten. Auch von Tierschützern. Auch von den genannten Parteifreunden, denen man nun wirklich viel, aber eben gerade nicht vorwerfen kann, sie hätten bei der Abgrenzung zu Rechts irgendwas vermissen lassen. Dafür haben sie sogar das Tierrecht sausen lassen.
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Es geht nicht um rechts und links. Es geht um die Überwindung des Tyrannenstaates, um die Entmachtung der Tyrannen

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Denn es geht um das Tierrecht. Jenes Konzept, das ein gleiches Recht für alle fordert, die fühlen und denken können, befreit von allen Formen der Diskriminierung aufgrund fadenscheiniger Gründe wie der Artzugehörigkeit. Für dieses Recht nämlich steht ANIMAL PEACE in einer wohl noch nie dagewesenen Schärfe ein, und das nicht, indem wir es unsexy predigen oder philosophisch begründen, sondern, viel wirksamer, es leben und im Wissen um die Macht der Worte dabei einen Neusprech einführten, der es mit jedem Satz über das WIE ausdrückt. Theodor Adorno formulierte es so: „Man sollte, soweit das nur irgendwie möglich ist, so leben […] wie man in einer befreiten Welt glaubt leben zu sollen, […] versuchen, die Existenzform vorwegzunehmen, die eigentlich die richtige wäre.“ Wir betrachten und bewerten Tat und Täter in einer Art, die heute nur erlaubt ist, wenn es sich bei den Opfern um unschuldige Menschen, speziell Menschenkinder, handelt. Dieser Stil stellt die herrschenden Verhältnisse tiefer in Frage als jede Wertung, weil sie aus dem Innersten spricht und nicht Phrasen einer Kopfgeburt plappert. Wir nehmen die Existenzform des Tierrechts damit vorweg. Der Feudalherrscher gerät in Wallungen und sieht seine Privilegien fahren, die er für Rechte und Kultur hält.
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Der wildschäumende Verwurf von Menschenverachtung und die Nazikeule zeigen, dass nur allzu gut verstanden wird, dass es nun an den Kern der Wahrheit geht. Und wir verstehen nur allzu gut, dass der Angriff gegen uns von dem Interesse getragen ist, dass alles so bleibt wie es ist – weil man weiter aus den Tieren seinen Nutzen ziehen will, ohne einen angemessenen Preis dafür zu bezahlen.
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Das Tierrecht kann nicht verzweckt werden, weil es seine Kraft aus den archaischen Prinzipien der Moral schöpft, der angeborenen Fähigkeit zu Gerechtigkeit und Mitgefühl, und sein Fühlen und Denken damit prinzipiell autonom ist und unvergiftet von Machtstrukturen, Ideologien und Narzissmen der Gesellschaft. Deshalb ist es gefährlich über die Frage der Tiere hinaus. In Zeiten, in denen unsere Grundrechte (und vor allem unser Bewusstsein darüber) sukzessive untergraben werden und die moralischen kollektiven Leitplanken im Sinne von Machtinteressen verschoben werden, ist es unerwünscht, wenn ein Bewusstsein für Individualrechte, Werte und was sie wirklich bedeuten, über die Hintertür mit dem Tierrecht wieder auf der Bühne erscheint. Es ist nicht weniger als die Angst vor der immensen Kraft der Moral.
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Mit „rechts und links“ hat das alles nichts zu tun. Auch deshalb sind und bleiben wir politisch neutral. Wir wollen und werden die Sache der Tiere aber emanzipieren von jeder Form des Benutztwerdens. Unser Ziel ist die Autonomie der Sache der Tiere, die eine Unabhängigkeit vom herrschenden Denken und Fühlen voraussetzt. Wir bauen ausschließlich auf die natürliche Fähigkeit zur Moralität und zu Urteilen über Verletzungen elementarer moralischer Prinzipien. Jenseits aller Ideologien, rechter wie linker. Denn die Sache der Tiere ist größer. Sie ist die erste und einzig echte Befreiungsbewegung in der Geschichte.
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Apropos Neutralität. Nur dass keine Missverständnisse aufkommen: Die Rechtsradikalen müssen keine Angst vor uns haben, wir unterwandern sie mit guten Absichten. Wir sprechen mit JEDEM, denn das ist nämlich unser Grundrecht. Und davon verstehen zumindest wir etwas. Also Hi, Skinhead und Nazi, auch Du bist hier herzlich eingeladen zu einem Mineralwasser, so wie es Jan Stremmel bekommen hat, gern auch zu einem Kaffee mit Sojamilch oder einen Tee mit Zitrone. Wenn ein SÜDDEUTSCHE-Journalist seinen Fleischfresserarsch auf meinen heiligen Stuhl drücken darf, wo sonst der Hausherr Jussi schläft, und ich hinnehme, dass seine Fleischfresserlippen meine Gläser ethisch kontaminieren, dann darf das ein Rechtsradikaler schon lange. Die politische Gesinnung ist in so einem Fall nämlich mein geringstes Problem.
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