Doping im Pferde“sport“ – ein offener Brief:

Herr Beerbaum, Pferde sind keine Sportgeräte!

Verdienter Zusammenbruch der Elite

 

13-08-2006-00-09-25_0083Der oft genutzte Satz „da hat jemand seinen Beruf verfehlt“ hat selten so gut gepasst. Die sog. Spitzensportler des Reitsportes beweisen seit Jahren mit nahezu regelmäßiger Verlässlichkeit, dass sie vielleicht doch besser im Radsport aufgehoben wären. Der Radsport – eine sportliche Disziplin, bei der man sich selbst schnell kaputt machen kann, aber wenigstens keine unschuldigen Opfer missbraucht und quält.

Der krampfhaft inszenierte und falsche saubere Anstrich des Sportes ist endlich dahin- es lebe die Schadensbegrenzung!

Mühe geben muss sich nun auch die FN, die einerseits schnell einige Köpfe rollen lassen muss… die andererseits mit Sicherheit ihre eigene Verantwortung hinsichtlich der zweifelhaften Karrieren ihrer Spitzensportler nicht abstreiten kann, haben sie doch alle immer gut daran verdient.

Tatsache ist, es starten nach wie vor erfolgreich von der FN geduldete internationale Reiter, die nicht nur in der Vergangenheit nachweislich gedopt haben, sondern ganz selbstverständlich Pferde gewaltvoll misshandeln, um den gehobenen Ansprüchen des elitären Sportes zu entsprechen. Überfordernde Ansprüche, die die FN mitzuverantworten hat.

Eine einzige Pressemitteilung kann nicht einmal ansatzweise die umfangreiche Geschichte von Dauerskandalen, Doping und Tierquälerei zusammenfassen, die sich einem darlegt, schaut man hinter die millionenschwere Glamour-Fassade des internationalen Spitzenreitsportes.

 

Ein paar wenige Highlights der nationalen Vergangenheit kurz und bündig aus der öffentlichen Berichterstattung zusammengefasst:

Paul Schockemöhle, international hocherfolgreicher Springreiter und auch heute noch gefeierter Experte, geriet Anfang der 90iger Jahre erstmalig in die Kritik, weil er durch das sog. schmerzhafte und tierquälerische Barren seine Pferde zu höheren Sprüngen über die Hindernisse antrieb. Das bei Springpferden schon seit je her praktizierte Barren wurde erst auf öffentlichen Druck der Bevölkerung hin allgemein geächtet und zumindest offiziell aus den Trainingsplänen der deutschen Reiter gestrichen. Spätere Recherchen ergaben, dass auch weiterhin im Stall von Paul Schockemöhle und anderswo Pferde gebarrt wurden. Viele heutige Spitzenreiter entstammen seinem Trainingsstall und fielen dementsprechend aufgrund ihrer Trainingsmethoden unangenehm auf.
Nebenbei wurde der gefeierte Star der Reiterschaft 1996 wegen Steuerhinterziehung zu elf Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt und musste 22,6 Millionen Mark Steuern nachzahlen. Er machte seinem Ruf weiterhin alle Ehre durch seinen tierfeindlichen Beitrag zur Agrarindustrie: Schockemöhle betreibt Legebatterien (Eierproduktion durch Massentierhaltung in Käfigen). Er baute auch die Massentierhaltung von Pferden eindrucksvoll aus. Sein Gestüt Lewitz beherbergt ca. 2000 Sportpferde, jährlich kommen bis zu 500 Fohlen dazu und er überlässt auch da Nichts dem Zufall. Die Produktion von zukünftig erfolgreichen Sportpferden wird mittels der umstrittenen Embryotransfers perfektioniert.

Ulla Salzgeber wird 2003 ihr Weltcup-Sieg aberkannt. Bei ihrem Wallach Rusty wird Testosteron nachgewiesen.

Meredith Michaels-Beerbaum wird 2004 der Start für Olympia verweigert, da im Weltcup-Finale ihr Pferd Shutterfly positiv auf Hydroxy-Promazin getestet wird.

Ludger Beerbaum verliert 2004 mit der dt. Equipe die Goldmedaille, da bei seinem Pferd Goldfever die verbotene Substanz Betamethason nachgewiesen wird.

Christian Ahlmann sorgt 2008 für sein zweijähriges Ausscheiden aus allen Mannschaften durch den Nachweis von Capsaicin bei seinem Pferd Cöster bei der Olympiade. Er wird darüber hinaus für 8 Monate gesperrt.

Marco Kutscher wird 2008 nach der ersten Runde des olympischen Teamwettbewerbs ausgeschlossen, da sein Pferd eine verbotene Medikation erhielt.

 

Ludger Beerbaum gibt 2009 bezüglich des Umgangs mit Medikationen bei Pferden an:


„In der Vergangenheit hatte ich die Haltung: Erlaubt ist, was nicht gefunden wird.“
„Im Laufe der Jahre habe ich mich darin eingerichtet, auszuschöpfen, was geht.“
Weiterhin gab Beerbaum an, dass seine Pferde „Sportgeräte“ seien und er nun mal keinen „Streichelzoo“ betreibe.

Isabell Werth, die angebliche Sauberfrau des deutschen Dressursportes wird 2009 nun suspendiert, nachdem sie anscheinend ihr an der Zitterkrankheit erkranktes Pferd Whisper durch die Gabe des verbotenen Beruhigungsmittels Fluphenazin (Psychopharmaka aus der Humanmedizin) zu sicherer Höchstleistung bringen wollte.

Hans Stihl, der praktizierende Tierarzt bei Isabell Werths Pferd, hat nachweislich nicht den besten Ruf. Der Schweizer hatte Ulla Salzgebers Dressurpferd Rusty 2003 Testosteron verabreicht und damit für einen Dopingskandal gesorgt. In den 80er Jahren saß er in Frankreich sogar kurz in Untersuchungshaft, da er mit einem Kofferraum voller verbotener Medikamente erwischt worden war.

[Anmerkung am Rande: internationale Schauplätze sind natürlich auch nicht weniger interessant. Vor ein paar Tagen wurde Michael Withaker gesperrt wegen Verwendung einer verbotenen Substanz bei seinem Pferd. Ebenso ergeht es nun vielleicht auch dem irischen Reiter Cameron Hanley, in dessen Jackentasche benutzte Spritzen gefunden wurden] 

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Und immer wieder der Tatort Abreiteplatz – bei jedem Turnier aufs Neue:

Schläge, harter Sporeneinsatz und Rollkuren. In Aachen gab es 2004 zwei Verwarnungen, keine offiziellen versteht sich – Richter Christoph Hess sprach mit den Trainern: Die Art und Weise, wie Sauberfrau Isabell Werth und die oft durch harte Trainingsmethoden bei ihren Pferden auffallende Holländerin Anky van Grunsven ihre Pferde vorbereiteten, waren dem Publikum und dem Aufsicht führenden Steward negativ aufgefallen. Die üblichen auf den Abreiteplätzen praktizierten Rollkuren (auch Hyperflexion genannt) wie die von Nicole Uphoff und Isabell Werth auf Basis ihres Trainings mit Dr. Uwe Schulten-Baumer, fällt da schon kaum noch ins Gewicht, da fast jeder erfolgsorientierte Reiter sie unverfroren übernommen hat. Nur die besondere Brutalität wird am Rande hin und wieder wahrgenommen…sprich, wenn es zu auffällig vor Publikum getan wird.

„Wird ein Pferd durch Hilfszügel, z.B. Schlaufzügel oder durch Zügelhilfen, häufig länger anhaltend in Spannung versetzt oder zu stark beigezäumt, so können erhebliche Schmerzen oder Schäden entstehen. Ein derartiger Gebrauch von Führungshilfen ist tierschutzwidrig.“

Richtlinie Tierschutz im Pferdesport, Bundesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz]

„Es ist verboten, an einem Tier oder bei sportlichen Wettkämpfen oder ähnlichen Veranstaltungen Maßnahmen, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind und die Leistungsfähigkeit von Tieren beeinflussen können, anzuwenden.“
[Tierschutzgesetz Paragraph 3, 1b:]


Die Damen und Herren werden sich auch weiterhin nicht angesprochen fühlen, denn müssten sie sich an die Richtlinien halten, wäre ihr sog. „Sport“ schlicht nicht mehr durchführbar!

Ausnahmslos jede Hochleistungsdisziplin im Pferdesport verspricht schlichte Tierquälerei und praktiziert die Abwertung eines Lebewesens zu einem Sportgerät, welches ohne Rücksicht auf Verluste seinem Marktwert entsprechend zu funktionieren hat.

Wir danken den Mitwirkenden des Pferdesport-Zirkus für ihre eigene moralische Demontage und beglückwünschen zur offensichtlichen „Show must go on“- Methode, die wohl leider auch zukünftig anschaulich darstellen wird, was schon längst klar ist:
„ausschöpfen, was geht“…um Herrn Beerbaum die Ehre des letzten Wortes zuteil werden zu lassen.

 

Es sind ja nur Tiere…

 

ANIMAL PEACE

animal peace Tierhof

Pferdehilfe Sonnenhof e.V.

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